Gesundheit erlangen -Herbst 2020

23 Medizin-Report während eines Fluges sicherlich verzichten.“ Hinzu kommt eine psychologische Komponente, die an- geblich vor allem Frauen betrifft: Verdauung ist nach wie vor ein Tabuthema. Wer beispielsweise in einer Gruppe reist, an einen gemeinsamen Zeit- plan gebunden ist oder imMehrbettzimmer schläft, der unterdrückt den Pupser lieber. Doch mit der Zeit wächst der Druck im Bauch und das Unwohl- sein verleidet das Sightseeing. „Falls möglich, grei- fen Sie am Hotelbuffet zu ballaststoffreichem Müs- li und nehmen Sie sich Zeit für den Toilettengang“, empfiehlt Moritz Leppkes. „Dass Sie ein menschli- ches Bedürfnis haben, sollte Ihnen niemand zum Vorwurf machen. Wir sind alle gleich: Auch Ihr Sitz- nachbar oder Ihr Zimmergenosse muss mal aufs Klo, und schließlich gewähren Sie ihm ebenfalls die nötige Ruhe.“ Gefahrenquelle Wasser Wer vom Urlaubsland nicht nur die Toiletten sehen möchte, der sollte sich an die bekannte Devise „Cook it, peel it or leave it“ halten, also nur gekoch- te Speisen zu sich nehmen und ausschließlich selbst geschältes Obst essen. „Wasser, das keine Trinkwasserqualität hat, ist nach wie vor die größte Gefahrenquelle für Durchfälle“, betont Dr. Leppkes. „Achten Sie darauf! Insbesondere beim Zähneput- zen, bei Eiswürfeln und am Salatbuffet.“ Unge- wohnte oder scharfe Gerichte stehen ebenfalls im Verdacht, den Darm in Aufruhr zu versetzen. Wis- senschaftlich belegt ist das jedoch nicht. Giftstoffe müssen raus Was, wenn der Bauch dann trotz aller Hygiene- maßnahmen grummelt? „Nicht verzagen! Meist ist die Diarrhö nach einigen Tagen überstanden“, muntert Moritz Leppkes Betroffene auf. „Gönnen Sie sich Ruhe, trinken Sie viel und essen Sie Schonkost wie Reis oder Banane. Vor allem: Ge- hen Sie aufs Klo, die Giftstoffe müssen raus!“ Wenn nun allerdings die gebuchte Safari oder eine längere Busfahrt ansteht? „Dann können Sie na- türlich in Ihre Reiseapotheke greifen, aber bitte nur kurzfristig zur Überbrückung“, erläutert der Oberarzt. „Sogenannte Durchfallblocker bringen den Darm zum Stillstand und behindern das Im- munsystem, das den Erreger so schnell wie mög- lich ausscheiden möchte. Je länger die Keime in Ihrem Körper bleiben, desto mehr Schaden kön- nen sie anrichten.“ Wer zusätzlich zur Diarrhö Fie- ber bekommt oder Blut im Stuhl entdeckt, der soll- te sofort einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt für (kleine) Kinder, weil Flüssigkeitsverlust bei ihnen schnell lebensgefährlich werden kann . bm Tipps fürs Reisegepäck ● ballaststoffreiche Vollkornpro- dukte, z. B. Müsliriegel ● Durchfallmittel zur kurzfristigen Anwendung, z. B. medizinische Kohle oder Mittel mit dem Wirk- stoff Loperamid ● ggf. Elektrolytpräparat ● (Hände-)Desinfektionsmittel ● ggf. Tabletten oder Filter zur Trinkwasseraufbereitung Dr. Moritz Leppkes

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