Gesundheit erlangen -Herbst 2020

9 Titel Hypertonie. Wie Blutdruck und Herz zusammenhängen Gefährlicher Druck Für sein Herz zu sorgen, heißt auch, den Blutdruck im Blick zu behalten, denn bei Bluthochdruck (Hypertonie) hat es der Herzmuskel immer schwe- rer, die Aortenklappe zu öffnen und Blut in den Körperkreislauf zu pumpen. Um die Anstrengung zu kompensieren, vergrößert sich der Herzmus- kel. Zwischen den Muskelfasern lagert sich au- ßerdem Bindegewebe ein, und der Herzmuskel wird immer steifer. „Dann kann sich das Herz nicht mehr so gut aus- dehnen, die linke Herzkammer füllt sich nicht mehr ausreichend mit Blut, die Pumpleistung nimmt ab“, erklärt Prof. Dr. Stephan Achenbach, Direktor der Medizin 2 des Uni-Klinikums Erlangen. „Die Folgen sind ein höheres Risiko für Herzschwäche, Herzin- farkt, Vorhofflimmern, Schlaganfall und Demenz.“ Die Betroffenen sind dann oft kurzatmig und emp- finden eine schmerzhafte Enge in der Brust. Kräuter statt Salz Die Grenze zum Bluthochdruck liegt bei 140/90 mmHg. Ist diese „rote Linie“ überschritten, verord- nen Kardiologen Blutdrucksenker. Menschen unter 65 Jahren sollten generell einen Blutdruckbereich zwischen 120/70 und 130/80 mmHg anstreben. Ist der Blutdruck grenzwertig hoch, sollte jeder zu- erst an seinem Lebensstil „drehen“: Viel Bewe- gung, Gewichtsreduktion und eine gesunde Ernäh- rung mit wenig Salz sind entscheidende Stell- schrauben. Jeder zweite bis dritte Bluthochdruck- patient reagiert empfindlich auf Kochsalz. Bei die - sen „Salzsensitiven“ steigt der Blutdruck bei einer salzreichen Ernährung an. Ältere, Übergewichtige, Diabetiker und Menschen mit verminderter Nieren- leistung sollten besonders auf ihre Salzzufuhr ach- ten. Doch nicht das Nachsalzen allein macht den entscheidenden Unterschied: Brot, Fleisch, Wurst und Käse sind die größten Salz- lieferanten. Sie gilt es zu reduzieren und mehr frische, unverarbeitete Le- bensmittel auf den Teller zu bringen. An einen weni- ger salzigen Geschmack gewöhnen sich die Sensi- tiven am besten Stück für Stück statt radikal. Ver- schiedene andere Gewürze und frische Kräuter helfen beim Umstieg. Die „deutsche Krankheit“ „Wer von Natur aus niedrigen Blutdruck hat, kann sich freuen: Das ist gesund, zu niedrig gibt es nicht! Auch 105/60 mmHg ist zum Beispiel völlig O. K.“, bekräftigt Prof. Achenbach. Weil niedriger Blut- druck keine Krankheit ist, in Deutschland aber oft als solche bezeichnet wird, spricht man internatio- nal von der „German Disease“, der „deutschen Krankheit“. „Bitte trinken Sie also nicht regelmäßig Sekt oder Melissengeist, um Ihren Blutdruck zu he- ben!“, warnt Prof. Achenbach und spricht aus seiner ärztlichen Erfahrung, gerade mit älteren Patienten. Wie messen? Der Blutdruck wird am besten zwei- bis dreimal nacheinander gemessen, mit je ein bis zwei Minu- ten Abstand. Vor dem ersten Messen sollte der Patient fünf Minuten lang still und ruhig dasitzen. Am Ende werden die niedrigsten Werte dokumen- tiert. Übrigens: Die Angst vor hohem Blutdruck kann das Ergebnis um bis zu 30 mmHg erhöhen! Hier kann eine 24-Stunden-Blutdruckmessung Klarheit bringen. Dabei tritt die Erwartungsangst in der Regel nicht auf. fm

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