Jahresbericht 2018 | 2019: Medizin. Menschen. Momente.

A uf dem Befundbogen des Patien- ten ist die Ziffer 4 auf dem roten Feld markiert. „Das bedeutet: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Untersuchte innerhalb der nächsten acht Jahre eine Alzheimer-Demenz entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Piotr Lewczuk, der das Labor für Klinische Neurochemie und Neurochemische Demenzdiagnostik der Psy- chiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik leitet. Zusammen mit Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrie, hat er den Erlangen Score entwickelt. PRAKTIKABLES INSTRUMENT Mit einem fünfstufigen Raster prognostiziert der Erlangen Score anhand des Nachweises zweier Biomarker im Nervenwasser zutreffend die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer-De- menz – und das bis zu zwanzig Jahre, bevor bei dem betroffenen Patienten überhaupt klinische Symptome festzustellen sind. Dazu interpretiert das Raster das verstärkte oder reduzierte Auftreten zweier Proteine im Liquor. Zum einen bezieht der Erlangen Score die er- höhten Werte des sogenannten Tau-Proteins ein, weil sich dieses bei einer Alzheimer-Er- krankung verstärkt in den Gehirnzellen nachweisen lässt. Zum anderen fokussiert er eine reduzierte Konzentration des Amyloid-β- Peptids, das sich bei einem beginnenden Alz- heimer-Prozess außerhalb der Zellen ablagert. Das Besondere am Erlangen Score ist die Kombination der beiden Proteinmarker, die nicht nur ein breites Diagnosespektrum von ganz normal (Ziffer 0) bis ganz pathologisch (Ziffer 4) ermöglicht, sondern auch den grenzwertigen Bereich mit den Ziffern 1 bis 3 abbildet. „Wir erleben häufig, dass ein Prote - inmarker völlig unauffällig erscheint, während sich der andere bereits pathologisch ver- ändert“, berichtet Prof. Kornhuber. „Der Er- langen Score ermöglicht uns bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Risikoeinschätzung für eine mögliche Alzheimer-Demenz. Damit können wir Patienten, die bis dato lediglich Bis zu zwanzig Jahre vor dem Auftreten klinischer Symptome kann der Erlangen Score eine Alzheimer-Krankheit feststellen. Seit Mitte 2018 wenden mehrere internationale Institute das neue Analyseinstrument für die frühzeitige Demenzprognose an. ROT STEHT FÜR DAS VERGESSEN Die Ziffer 3 auf dem Erlangen Score prognostiziert ein erhöhtes Risiko für eine Alzheimer-Krankheit innerhalb der nächsten acht Jahre. Beide Proteinwerte liegen im pathologischen Bereich, obwohl der Patient noch keine Symptome aufweist. 4 Die Ziffer 4 im roten Feld des Erlangen Scores bezeichnet die hohe Wahrscheinlich- keit, dass der unter- suchte Patient in den nächsten acht Jahren an Alzheimer-Demenz erkrankt. F O R S C H E N L E H R E N U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 | 2 0 1 9 4

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