Jahresbericht 2019 | 2020: Medizin. Menschen. Momente.

F O R S C H E N L E H R E N U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 9 | 2 0 2 0 35 Das Forschungsteam, bestehend aus Dr. Fischer, Prof. Amft und Doktorandin Annalisa Baronetto (v. l. n. r.), zeigt die verkabelte Innenseite des GastroDigitalShirts. Dessen winziger Computer (vorn im Bild) soll die erfassten Geräusche zukünftig bereits während der Aufzeichnung analysieren. Jedes der integrierten Mikrofone ist ein winziges Stethoskop, das alle Körpergeräusche in hoher Frequenz aufnimmt. KB AKTUELLE STUDIE Die Langzeitaufzeichnung der akustischen Daten ermöglicht den Forschern deren detail- lierte Analyse und systematische Musterbe- schreibung. „Erkrankungen des Magen-Darm- Trakts können an verschiedene Geräusche gekoppelt sein“, erklärt Dr. Fischer. „Uns gelingt mit dem GastroDigitalShirt eine neue Art der Wahrnehmung von Vorgängen im Magen-Darm-Trakt. Ziel ist es, dessen Geräu- sche möglichst spezifisch in Bezug auf das Erkrankungsbild und dessen Symptome zu beschreiben.“ Im Frühjahr 2020 nutzt Dr. Fischer das GastroDigitalShirt für eine erste Studie: „Zu Beginn wollen wir die Geräusch- muster von gesunden Probanden mit denen von Erkrankten vergleichen, zum Beispiel von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darm- erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.“ Aus den erfassten Geräuschmus- tern will das Forschungsteam einen Zusam- menhang ableiten und dazu auch die Berichte der Patienten und deren klinische Diagnosen einbeziehen. „Damit erreichen wir eine ver- besserte Diagnostik und können Menschen mit Darmerkrankungen gezielt unterstützen“, betont Sarah Fischer. ALLTÄGLICH TRAGBAR Damit das innovative Shirt als diagnostischer Be- gleiter längere Zeit nutzbar ist, muss es strapazierbar sein. „Der Stoff soll sich gut waschen lassen und muss elastisch bleiben. Auch die elektronischen Kom- ponenten müssen diverse Waschgänge aushalten und zum Beispiel vor schädlichen Schweiß- einwirkungen geschützt sein“, erläutert Prof. Amft. Der Wissenschaftler möchte das außer- gewöhnliche Kleidungsstück zudem in seiner Größe und Passform individuell optimieren. „Unser Ziel ist eine automatisierte Produktion in etwa fünf Jahren, um dadurch niedrige Herstellungskosten zu erreichen.“ Dr. Fischer denkt über neue Therapieansätze nach: „Wir wollen das Shirt wiederholt bei demselben Patienten anwenden, um die positiven Verän- derungen während der laufenden Behandlung zu erfassen.“ Digital-Health-Forscher Oliver Amft betont den universellen Charakter des neuen Diagnostikinstruments: „Die Mikro- fone können in Kombination mit optimierten Musteranalysealgorithmen nicht nur die Geräusche des Magen-Darm-Trakts erfassen, sondern auch jene der Lunge, des Herzens oder sogar der Gelenke.“

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