Jahresbericht 2019 | 2020: Medizin. Menschen. Momente.

„Passt ein Patient hinsichtlich seines Al- ters oder seiner Beschwerden nicht in das Raster einer koronaren Herzerkrankung, führen wir sehr häufig erst ein CT durch.“ Prof. Dr. Stephan Achenbach, Direktor der Medizin 2 Im Herzkatheterla- bor kann bei Bedarf gleich während der Angiografie ein Stent eingesetzt werden. Die kleinen Drahtröhrchen bestehen aus einer Kobaltlegierung und sollen die Herzgefäße langfristig durchgängig halten. 49 H E L F E N H E I L E N U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 9 | 2 0 2 0 Blut durch den Körper. An einem Tag sind das knapp 7.000 Liter Flüssigkeit, das ent- spricht etwa dem Fassungsvermögen eines Swimmingpools. Daneben stellt das Herz die bildgebende Diagnostik durch seine kom- plexe Anatomie – Herzmuskel, Herzklappen, Herzbeutel sowie die zu- und abführenden Gefäße – vor besondere Herausforderungen. Das Prinzip einer CT-Aufnahme funktioniert ähnlich wie bei einer Fotokamera: Je schnel- ler sich das Objekt vor der Linse bewegt, desto kürzer muss die Verschlusszeit sein, um ein scharfes Bild zu schießen. Damit eine CT-Aufnahme keine Artefakte aufweist, also keine Verfälschungen aufgrund der Herzmuskelbewegungen, sind besondere technische Voraussetzungen erforderlich, sagt Prof. Achenbach: „Unser hochmoderner Computertomograf bietet eine sehr hohe Zeitauflösung, um auch bewegte Strukturen und kleinste Gefäße exakt darzustellen. Ein positiver Effekt für den Patienten ist außerdem, dass das Gerät häufig mit sehr geringer Strahlendosis arbeitet.“ Die Herz- spezialisten synchronisieren zudem die CT-Aufnahme zum Herzschlag des Patienten. Das heißt, das CT-Bild wird genau zu der Phase des Herzzyklus aufgenommen, zu der die Ärzte sie benötigen – zum Beispiel in der Diastole, also wenn das Herz entspannt ist. Neben der modernen Ausstattung ist jedoch auch die Expertise der Kardiologen entscheidend, um die richtige Diagnose zu stellen. Diese Kompetenz stützt sich am Uni-Klinikum auf jahrelange Erfahrung und entsprechend hohe Patientenzahlen. Allein 2019 führten die Kardiologen rund 1.200 CT-Scans im Bereich des Herzens durch. Für die Patientengruppe, die eine neue Herz- klappe bekommen soll, setzen Kardiologen die Computertomografie zur Planung ein. Mittlerweile werden immer mehr Klappenpro- thesen konservativ mittels Katheter einge- pflanzt, um den Brustkorb nicht mehr öffnen und eine Operation am offenen Herzen durchführen zu müssen. Dadurch sinkt das Komplikationsrisiko erheblich. Um eine kathetergestützte Implantation der Aorten- klappe (engl. Transcatheter Aortic Valve Im- plantation = TAVI) vorzubereiten, ermitteln die Ärzte mit einer CT, wie groß die Prothese sein muss und welcher Zugangsweg für den Eingriff der einfachste ist. Das Ein- setzen der Klappe findet im Herzkatheter - labor statt, das ebenfalls über eine hoch- moderne Ausstattung verfügt und zu den fortschrittlichsten Einrichtungen in Europa zählt. „Das Besondere an der Angiografie, die wir dort durchführen, ist, dass wir Eng- stellen und Verschlüsse in den Gefäßen nicht nur sehen, sondern auch gleich re- parieren können. So setzen wir beispiels- weise Stents ein, die eine erneute Stenose verhindern“, erläutert der Klinikdirektor. Die gebündelte Expertise am Uni-Klinikum Erlangen zeigt sich auch durch die Leistun- gen auf kontinuierlich hohem Niveau: 2019 bescheinigte die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung der Medizin 2 erneut, dass die Klinik die Kriterien als zertifiziertes TAVI-Zentrum er - füllt. „Wir versorgen mittlerweile mehrere Hundert Patienten im Jahr mit einem ka- thetergestützten Klappenersatz. Auch auf- grund der steigenden Behandlungszahlen im TAVI-Bereich ist eine Diagnostik mittels CT von entscheidender Bedeutung, um Ri- siken während des Eingriffs abzuschätzen“, so Prof. Achenbach weiter. Daneben ist die Medizin 2 auch als Brustschmerzambulanz, überregionales Herzinsuffizenzzentrum sowie als Chest Pain Unit zertifiziert. AS

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