Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag

GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM JANUAR: GRAUER STAR E ine Winterlandschaft im Nebel – schön und geheimnisvoll. Aber jeder freut sich, wenn der Schleier irgendwann verschwindet und Konturen und Farben wieder klar zu erkennen sind. Menschen mit einem grauen Star (Katarakt) sehen Dauernebel – egal, wie das Wetter ist. Zuerst bemer- ken die Betro enen, dass ihre Augen vor allem beim Autofahren blendungsempfindlich sind, dass ihnen das Lesen schwerer fällt und sie neue Brillengläser brauchen. Wenn die Sehschärfe sinkt, sollte der graue Star operiert werden. Häu gste Operation in der Medizin Etwa 600.000-mal pro Jahr wird der graue Star in Deutschland operiert. Weltweit ist die Katarakt- operation der häufigste chirurgische Eingri über- haupt. „Die Ärzte unserer Klinik führen pro Jahr mehr als 4.000 solcher Eingri e durch“, sagt Prof. Dr. Friedrich E. Kruse, Direktor der Augenklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Eine Operation ist die einzige Möglichkeit, den grauen Star zu behan- deln. „Jeder Patient wird vorab von uns gründlich untersucht und darüber aufgeklärt, wann der für ihn beste Zeitpunkt für eine OP ist und welches Verfah- ren sich für ihn eignet“, erklärt Prof. Kruse. Der modernste Weg: Laserchirurgie Die Operation des grauen Stars wird in der Regel ambulant durchgeführt, eine örtliche Betäubung reicht für den Eingri aus. Bislang haben die Erlanger Experten das Auge manuell mit einem Skalpell ge- ö net und die trübe Linse mit einer Ultraschallson- de abgesaugt. Seit einiger Zeit kann die Operation aber auch mit einem Femtosekundenlaser durch- geführt werden: Ultrakurze Lichtimpulse, nur eine billiardstel Sekunde lang, durchtrennen dabei das Gewebe, ohne benachbarte Strukturen zu schädi- gen. „Der Femtosekundenlaser ö net die Linsenkap- sel mit größter Präzision und zerteilt die Linse bei noch geschlossenem Auge in kleine Würfel“, erläu- tert Prof. Kruse. Bei der anschließenden Entfernung der Linse hilft neuerdings ein zweites hochmodernes Instrument: der Nanolaser. Er zerkleinert die Linse und saugt sie ab, ohne dass Ultraschall verwendet werden muss. Im Vergleich zum konventionellen OP-Verfahren bietet die Laserchirurgie große Vorteile. Prof. Kruse: „Eine Laseroperation ist sehr exakt und kontrollier- bar. Während beim herkömmlichen Absaugen per Ultraschall die empfindliche Hornhaut des Auges strapaziert werden kann, ist der Laser besonders schonend und das Auge erholt sich schnell. Der Halteapparat der Linse ist weniger Stress ausgesetzt und wir können die neue Kunstlinse noch exakter platzieren. Weil wir Einmalsonden verwenden, bekommt außerdem jeder Patient sein eigenes Operationsmaterial.“ Neue Linse – ein Leben lang Ist die getrübte Linse entfernt, setzt der Operateur eine neue klare Kunstlinse ein. Sie besteht aus einem Spezialkunststo , der sich falten lässt. „So können wir die Linse durch eine weniger als zwei Millime- ter kleine Ö nung ins Auge einführen“, sagt Prof. Kruse. Erst im Kapselsack entfaltet sich die Linse und wird dort sehr präzise implantiert. Nähen ist nicht nötig. Das Auge heilt innerhalb kurzer Zeit von selbst wieder ab. „Wenn die übrigen Struktu- ren des Auges in Ordnung sind, erzielen wir mit einer Kataraktoperation langfristig fast immer ein optimales Sehergebnis“, sagt der erfahrene Augenchirurg. Die neue Linse hält ein Leben lang. Welche Linsenart sich am besten eignet, erfahren die Patienten der Erlanger Augenklinik in einer Spezialsprechstunde. „Es gibt verschiedene Arten von Kunstlinsen, die beispielsweise eine Hornhaut- verkrümmung ausgleichen oder mit denen man auch im Nahbereich lesen kann“, erklärt Prof. Kru- se, und ergänzt: „Die Korrektur einer Hornhautver- krümmung ist heute aber auch mit dem Femtose- kundenlaser möglich, sodass wir häufig gar keine Speziallinsen mehr verwenden müssen. Linsen mit Nahsicht werden häufig wegen erhöhter Blend- empfindlichkeit und geringerem Kontrastsehen nicht vertragen.“ Speziallinsen werden ebenso wie die laserbasierte Operation des grauen Stars derzeit nur von einigen privaten Krankenversiche- rungen übernommen. „Da Laserverfahren jedoch erhebliche Vorteile für das Auge bieten, ent- scheiden sich viele Patienten für eine Zuzahlung“, sagt Prof. Kruse. „Die Operation mit Femto- und Nanolaser bieten wir grundsätzlich allen Patienten an und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Menschen mit grauem Star.“ Franziska Männel Mit dem Nanolaser gegen den Nebel Wenn sich im Alter ein grauer Schleier über die Linse legt, hi l ft nur eine Operation. Wird ein Eingri ff nötig, ist die Operation mit Nanolaser und Femtosekundenlaser die neueste und sicherste Technik. Beim grauen Star trübt sich die Augenlinse allmählich ein. Betro ene sehen zunehmend verschwommen. Die Diagnose stellt der Augenarzt mithilfe der Spaltlampe. Foto: fotolia.com/YakobchukOlena WIE FUNKTIONIERT DIE LASERCHIRURGIE? Der Femtose- kundenlaser erzeugt eine perfekte kreisförmige Öffnung in der Linsenkapsel. Dann „zerlegt“ der Femtose- kundenlaser die trübe Linse vor- sichtig in kleine Teile. Die Nanolasersonde wird behutsam ins Auge eingeführt. Dann zieht die Sonde die Bruchstücke der Linse an, pulverisiert sie im Inneren und saugt sie wie ein Mi- nistaubsauger ab. Mit einem sogenannten Shootersystem wird die Kunst- linse ins Auge eingeführt, wo sie sich entfal- tet. Das Auge wird ohne Naht verschlossen. SONDERTHEMA In der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen wurde im November 2017 die deutschlandweit erste komplette Laseroperation des grauen Stars durchgeführt. 1 2 4 3 Info & Kontakt: Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-44452 E-Mail: augenklinik@uk-erlan ge n.de www.augenklinik.uk-erla ngen.de Prof. Dr. Friedrich E. Kruse Direktor der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen DREI FRAGEN AN Wann ist der richtige Zeitpunkt, um den grauen Star operieren zu lassen? Betro ene sollten nicht warten, bis der graue Star weit fortgeschritten und die Linse sehr trüb und verhärtet ist. Je früher die OP durchgeführt wird, desto problemloser und risikoärmer lässt sich die alte Linse ersetzen. Wir informieren Patienten gern über den für sie richtigen Zeitpunkt. Wie lange dauert der Eingri und kön- nen beide Augen gleichzeitig operiert werden? Der Eingri dauert in der Regel weniger als eine halbe Stunde pro Auge. Sind beide Augen betro en, werden sie im Abstand von etwa einem Monat nachei- nander operiert. Was ist nach der OP zu beachten und wann ist normales Sehen wieder möglich? Die Betreuung nach der Operation übernimmt der niedergelassene Augenarzt. Üblicherweise dauert es einige Wochen, bis eine neue Brille verschrieben werden kann und das Auge vollständig abgeheilt ist. An den neuen Seheindruck muss sich der Patient erst gewöhnen. Häufig bleibt das Auge auch für eine gewisse Zeit etwas trocken, sodass in diesem Fall ein Tränenersatzmit- tel verwendet werden sollte. Infografik: SPECTARIS „Photonik – Technische Anwendungen des Lichts – Infografiken“; www.photonik-infografiken.de Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-44452 E-Mail: augenklinik@uk-erlangen.de www.augenklinik.uk-erlangen.de 4 |

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