Spitzenmedizin aus dem Uni-Klinikum Erlangen | Sonderseiten Fränkischer Tag

14 | o utdoorsport, Reisen, ungenügender Sonnenschutz und ein höheres Lebensal- ter – all das führt dazu, dass immer mehr Menschen Hautkrebs entwickeln – meist die helle Form. Forscher rechnen damit, dass sich die Pati- entenzahlen in Deutschland bis 2030 verdoppeln werden. Hautkrebs durch UV-Licht ist mittlerweile auch die bundesweit am häufigsten gemeldete Be- rufskrankheit. Prof. Dr. Carola Berking, seit Oktober 2019 Direktorin der Hautklinik des Universitätsklini- kums Erlangen, beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den bösartigen Tumoren – mit dem schwarzen, aber auch mit dem hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen, den aktinischen Keratosen. Im Haut- krebszentrum des Uni-Klinikums Erlangen behan- delt sie Patienten und forscht an neuen erapien. Diagnose ohne Schnitte Heller Hautkrebs – die sogenannten Plattenepithel- und Basalzellkarzinome – bilden sich hauptsächlich an Körperstellen, die häufig der Sonne ausgesetzt sind: an Ohren, Nase, Stirn, Lippen oder Hals. Sel- tener kommen sie auch an Rumpf, Händen, Beinen und im Genitalbereich vor. Mit dem bloßen Auge ist heller Hautkrebs oft schwer von harmlosen Haut- veränderungen zu unterscheiden: So zeigt er sich als glänzendes kleines Knötchen, aber auch als rötliche schuppige Stelle oder wie eine verblasste Narbe. Um sicher zu gehen, setzt Prof. Berking auf die konfokale Laserscanmikroskopie und die optische Kohärenzto- mografie. Bei beiden Verfahren wird Laserlicht vom Hautgewebe unterschiedlich stark reflektiert und er- zeugt so ein mikroskopisch genaues Schichtbild. Auf Gewebeentnahmen kann damit verzichtet werden. „Das erspart uns Zeit und den Patienten Hautschnit- te und Narben“, erklärt Carola Berking. Therapie bei Vorstufen und Krebs Vorstufen von hellem Hautkrebs behandeln Prof. Berking und ihre ärztlichen Kollegen sehr e ektiv mit der photodynamischen erapie (PDT). Hierfür tragen sie zuerst eine Creme auf die betro ene Stelle auf, dann reichert sich der lichtempfindliche Wirk- sto in den Krebszellen an. Anschließend bestrahlen die Ärzte die Haut mit Rotlicht oder bitten den Patienten, sich etwa zwei Stunden lang im Freien aufzuhalten. Das Rot- oder Tageslicht aktiviert den Wirksto – die Krebszellen werden zerstört. Neben der PDT kommen auch andere wirksto haltige Salben infrage, die der Patient mehrere Tage bis Wo- chen lang aufträgt und die die bösartigen Zellen da- ran hindern, sich zu vermehren. Ist der Tumor schon in die Tiefe gewachsen, können ihn die Dermato- logen per Laser abtragen, vereisen oder chirurgisch entfernen; auch eine Strahlentherapie ist manchmal möglich. Bei fortgeschrittenen oder metastasier- ten Geschwüren, bei denen weder eine Operation noch eine Bestrahlung aussichtsreich ist, helfen Medikamente wie Cemiplimab: Das Mittel ist seit Juni 2019 für das fortgeschrittene Plattenepithel- karzinom zugelassen. Wie andere Arzneien aus der Klasse der Checkpoint-Inhibitoren unterstützt es das Immunsystem dabei, den Krebs zu bekämpfen. Für fortgeschrittene, inoperable Basalzellkarzinome steht eine zielgerichtete erapie in Tablettenform mit den Wirksto en Vismodegib oder Sonidegib zur Verfügung. Ein Minimum an Sonne Trotz der Hautkrebsgefahr ist UV-Licht für den Menschen essenziell. Prof. Berking erklärt: „Sonnen- licht, und zwar der UVB-Anteil, regt die körper- eigene Bildung von Vitamin D in der Haut an. Die wissenschaftliche Empfehlung lautet deshalb: Gesicht, Hände und Unterarme sollten im Sommer zwei- bis dreimal pro Woche unbedeckt und ohne UV-Schutz der Sonne ausgesetzt werden – aber nur so lange, wie die Haut nicht rot wird. Beim Hauttyp 2 heißt das zum Beispiel: zwölf Minuten Sonne wö- chentlich.“ Was im Winter kein ema ist, wird im Frühjahr und Sommer umso relevanter: Schatten. Carola Berking macht sich für die Hautkrebsprä- vention stark und für ausreichend Sonnenschutz an ö entlichen Plätzen und in Arbeitsumgebungen. „Menschen – vom Dachdecker bis zum Freizeit- sportler – sind oft zwangsläufig der Sonne ausge- setzt. Aber der Fußballer muss auf dem Sportplatz in den Schatten gehen können und jedes Kinder- schwimmbecken braucht ein Sonnendach“, fordert sie. Dass Sonnenschutz im ö entlichen Raum stärker bedacht wird – dafür setzt sich Prof. Berking ein, indem sie am UV-Schutz-Bündnis teilnimmt, das vom Bundesamt für Strahlenschutz fachüber- greifend koordiniert wird. GESUNDHEITSSERIE – UNSER SCHWERPUNKTTHEMA IM NOVEMBER: HELLER HAUTKREBS Der Feind auf meiner Haut Heller Hautkrebs wird immer häu ger – vor allem deshalb, weil Menschen heute öfter in die Sonne iegen, mehr Sport im Freien treiben und immer älter werden. An der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen werden Vorstufen und Tumoren sicher erkannt und behandelt. DREI FRAGEN AN Was ist der Unterschied zwischen hellem und schwarzem Hautkrebs? In 90 Prozent der Fälle ist es heller Hautkrebs, in 10 Prozent schwarzer. Der helle Hautkrebs wächst eher langsam und kommt häufiger bei älteren Menschen vor. Er ist lokal begrenzt und streut seltener in andere Gewebe, Knochen und Organe. Heller Hautkrebs ist also im Vergleich zum schwarzen Hautkrebs weniger aggressiv. Wie schütze ich mich vor hellem Hautkrebs? Ausreichender Sonnenschutz ist wichtig – durch Sonnencreme, schützende Kleidung und genug Schatten. Die Haut vergisst nichts. Je öfter jemand also im Lauf seines Lebens ungeschützt UV-Licht ausgesetzt war, des- to höher sein Hautkrebsrisiko. Besonders bei Kindern und Jugendlichen erhöhen Sonnen- brände die Wahrscheinlichkeit, später Hautkrebs zu bekommen. Wie aussichtsreich ist die Hautkrebstherapie? Die Heilungschancen beim hellen Haut- krebs liegen bei 95 Prozent, beim schwar- zen Hautkrebs bei 80 Prozent, wenn er früh erkannt wird und noch keine Metastasen gebildet hat. Ab 35 Jahren zahlen die ge- setzlichen Krankenkassen jedem Versicher- ten alle zwei Jahre ein Hautkrebsscreening – das sollte man nutzen! Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen Prof. Dr. Carola Berking Direktorin der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen Telefon: 09131 85-33661 E-Mail: direktion.de@uk-erlangen.de www.hautklinik.uk-erlangen.de Franziska Männel THERAPIE-LEITLINIE An der Leitlinie „Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut“ zum hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen wirkte Prof. Dr. Carola Berking maßgeblich als zentrale Koordinatorin mit. Das Dokument ist abr ufbar unter www.awmf.org . Die Leitlinie ist die erste kombinierte Behandlungsemp- fehlung für Krebsvorstufen und hellen Hautkrebs auf einem derart hohen wissenschaftlichen Niveau. Prof. Dr. Carola Berking betrachtet eine verdächtige Hautstelle mit dem Dermatoskop. Foto: Franziska Männel/Uni-Klinikum Erlangen ZAHLEN ZUM HELLEN HAUTKREBS Illustration: stock.adobe.com/panptys/nazar12/stas111 Mehr als 200.000 Menschen erkranken deutschlandweit jährlich an weißem Hautkrebs. Menschen mit einem Basalzellkarzi- nom sind durchschnittlich um die 60 Jahre alt , Patienten mit einem Plat- tenepithelkarzinom um die 70 Jahre . An einem Plattenepithelkar- zinom sterben etwa 40 bis 50 von 1.000 Erkrankten . Seit 2015 sind das Plattenepi- thelkarzinom und seine Vorstufen – die aktinischen Keratosen – als Berufskrankheit anerkannt. Weißer Hautkrebs tritt etwa 9-mal häu ger auf als schwarzer.

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