Jahresbericht 2019 | 2020: Medizin. Menschen. Momente.

Die CAR-T-Zellen werden tiefgefro - ren gelagert und erst kurz vor der Infusion aufgetaut. „Das Zwei-Jahres-Überleben bei Patienten mit einem Rückfall ihres aggressiven Lymphoms liegt ohne CAR-T-Zell- Therapie bei 17 Prozent – bei einem Ansprechen auf die CAR-T-Zellen bei 50 Prozent.“ Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizin 5 raum von der Entnahme bis zur Infusion auf zwei Wochen. Gerade bei Patienten mit einer schnell fortschreitenden Erkrankung ist das lebensrettend“, erläutert Prof. Mackensen. Eigene Zellprodukte dürfen die Ärzte im Rah- men einer klinischen Studie, die im Frühjahr 2019 startete, auch solchen Erkrankten verabreichen, für die die verkäuflichen Thera- peutika bislang nicht zugelassen sind. „So können wir in Einzelfällen zum Beispiel Pa- tienten mit akuter lymphatischer Leukämie, die älter sind als 25 Jahre, CAR-T-Zellen geben“, sagt Prof. Mackensen. „Das kom- merzielle Produkt ist nämlich nur für junge Erwachsene bis zu dieser Altersgrenze vorgesehen.“ DEM STURM STANDHALTEN Rund um die CAR-T-Zell-Therapie herrschen strenge Vorgaben. Wer die Behandlung an- bietet – im Februar 2020 waren das deutsch- landweit 27 Zentren –, muss unter anderem den schnellen Zugang zu einer Intensivstation gewährleisten und einen 24-Stunden-Ober- arztdienst. Insbesondere zwei bis drei Wo- chen nach der Gabe der Zellen sind Nebenwir- Anders als bei anderen Krebsbehandlungen werden bei der CAR-T-Zell-Therapie die Im- munzellen des Erkrankten außerhalb seines Körpers so verändert, dass sie Krebszellen angreifen. Und es gibt einen weiteren großen Unterschied zu herkömmlichen Therapien: Letztere wirken nur temporär – nämlich genau so lange, wie zum Beispiel ein Krebs- medikament im Körper bleibt. Mit Ende der Behandlung endet auch ihre Wirkung. Bei der CAR-T-Zell-Therapie ist das anders: Sie wirkt auch noch Jahre später. Die Zellen mit der Krebs-Spezialbrille patrouillieren also weiter- hin als achtsame Wächter durch den Körper und ziehen gefährliche Passanten aus dem Verkehr. „Und das nach einer einzigen In- fusion. Das ist schon revolutionär“, sagt Prof. Mackensen. EIGENE HERSTELLUNG SPART ZEIT Die Aufbereitung von T- zu CAR-T-Zellen ist komplex und teuer. Kommerzielle Produkte werden bislang überwiegend in den USA her- gestellt. Von der Entnahme der patienten- eigenen T-Zellen über deren gentechnische Umprogrammierung im Labor der Hersteller- firma bis zur Rückgabe vergehen fünf bis sechs Wochen. „Aber nicht alle Patienten haben so viel Zeit“, merkt Prof. Mackensen an. „Es hat deshalb Vorteile, die Zellprodukte selbst herzustellen. Wir sind eines von derzeit zwei deutschen Uni-Klinika, die dafür eine Herstellungserlaubnis haben.“ Die individu- ellen Präparate entstehen im Hochreinraum- labor der Medizin 5 unter den Bedingungen der Good Manufacturing Practice, der guten Herstellungspraxis (kurz: GMP) – also unter strengsten Qualitätsrichtlinien. „Dank unse- rer Eigenherstellung verkürzen wir den Zeit- 32 H E L F E N H E I L E N U N I V E R S I T Ä T S K L I N I K U M E R L A N G E N J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 9 | 2 0 2 0

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw