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Alles Gute zum 50. Geburtstag, Erlanger Notarztdienst!

Alles Gute zum 50. Geburtstag, Erlanger Notarztdienst!

Uniklinikum Erlangen, Stadt und BRK kooperieren seit einem halben Jahrhundert

Im Jahr 1974 – genauer: am 1. März – startete in der Hugenottenstadt ein dauerhafter Notarztdienst. Besetzt wurde er mit Ärztinnen und Ärzten der Anästhesiologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen, die zu dieser Zeit unter der Leitung von Prof. Dr. Erich Rügheimer stand. Der damals neue Vertrag zwischen dem Freistaat Bayern, der Stadt Erlangen und dem Bayerischen Roten Kreuz – Kreisverband Erlangen-Höchstadt (BRK) sah vor, dass die Erlanger Anästhesiologie insgesamt vier Ärztinnen oder Ärzte für einen notärztlichen Dienst abstellte – 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Zwei Rettungssanitäterinnen bzw. -sanitäter stellte das BRK. „Wir blicken heute stolz auf 50 Jahre Erlanger Notarztdienst zurück und freuen uns, dass wir auch weiterhin zu dieser wichtigen Säule der medizinischen Versorgung in und um Erlangen beitragen werden“, sagt Prof. Dr. Roland C. E. Francis, heutiger Direktor der Anästhesiologie des Uniklinikums Erlangen.

Nicht nur bei (Verkehrs-)Unfällen, sondern bei allen anderen lebensbedrohlichen Zuständen kam und kommt der Rettungsdienst zum Einsatz: bei einem Herzinfarkt ebenso wie bei einem epileptischen Krampf, bei einem allergischen Schock, anhaltender Bewusstlosigkeit oder einem Sturz vom Dach, bei starkem Blutverlust, Blitzschlag, Verbrennungen oder Vergiftungen, bei Kinder- und Erwachsenennotfällen. Wird zusätzlich zum Team des Rettungswagens auch noch eine Notärztin oder ein Notarzt benötigt, wird sie bzw. er zuverlässig aus dem Uniklinikum Erlangen entsandt.

Rendezvous seit über 20 Jahren

Fast 30 Jahre lang fuhren Notärztin bzw. -arzt und Rettungswagenbesatzung zusammen vom Uniklinikum zum Einsatzort. Von der chirurgischen Pforte aus wurden sie im Haus per Piepser alarmiert. Im Oktober 2003 änderte sich dieses Kompakt-System und das sogenannte Rendezvous-System begann: Seitdem bringt ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) in Form eines Pkws oder Vans den Arzt zur Einsatzstelle; der Rettungswagen fährt separat. „Vor allem, wenn mehrere Notfälle gleichzeitig passierten, stieß das frühere Kompakt-System an seine Grenzen“, erklärt Dr. Albert Schiele, Oberarzt der Anästhesiologie des Uniklinikums Erlangen und dort verantwortlich für den Notarztdienst. „Heute ist das Uniklinikum Erlangen am Betrieb von drei Notarzteinsatzfahrzeugen beteiligt. Ein NEF ist dauerhaft bei uns stationiert, die anderen zwei stehen in Höchstadt und Herzogenaurach. Diese Notarztzubringer machen uns wesentlich schneller und flexibler. Wird ein Notarzt zum Beispiel nach der medizinischen Versorgung nicht zwingend im Rettungswagen gebraucht, kann er dank NEF direkt weiter zum nächsten Auftrag. In den vergangenen 20 Jahren kam es kein einziges Mal vor, dass wir ein NEF nicht ärztlich besetzen konnten“, betont Dr. Schiele. Neben dem BRK stellt seit 20 Jahren auch die Notfallhilfe gGmbH des Arbeiter-Samariter-Bundes vom Regionalverband Erlangen-Höchstadt nichtärztliches NEF-Personal. Koordiniert werden alle Einsätze von der Integrierten Leitstelle in Nürnberg.

In den Anfängen des Erlanger Notarztdienstes kamen oft noch klobige Alukoffer und mitunter auch Sporttaschen für Equipment und Medikamente zum Einsatz. Heute sind die NEFs mit Hightech-Notfallrucksäcken, modernen EKG- und Reanimationsgeräten sowie mit Videolaryngoskopen ausgestattet, die eine schnelle und sichere Atemwegssicherung und Beatmung ermöglichen. „Das Uniklinikum Erlangen war schon immer Vorreiter bei technischen Neuerungen in der präklinischen Notfallmedizin“, sagt Albert Schiele. „Bereits lange vor einer bayernweiten Einführung der Kapnometrie – also einer Messung des CO2-Gehalts in der Ausatemluft zur Verifizierung der Lage des Beatmungsschlauchs – und vor der Einführung mechanischer Reanimationsgeräte oder der Videolaryngoskopie wurden diese Geräte dank des persönlichen Engagements unseres früheren Klinikdirektors Prof. Schüttler durch das Uniklinikum beschafft und kamen in der Notfallmedizin zum Einsatz“, erläutert Dr. Schiele. „Heute sind die Fahrzeuge und die medizinische Ausrüstung bayernweit standardisiert und technisch auf einem sehr hohen Niveau.“

Früher Verkehrsunfälle, heute internistische Notfälle

Thomas Heideloff, Rettungsdienst-Leiter beim BRK Erlangen-Höchstadt und seit 1979 hauptamtlich im Rettungsdienst tätig, erinnert sich: „Anfang der 70er-Jahre kamen regulär gar keine Ärztinnen oder Ärzte mit zu einem Notfall – allein wir Rettungssanitäter haben Wunden verbunden, Frakturen geschient und andere Notfälle versorgt. Mit viel Glück war vielleicht mal ein Hausarzt vor Ort, der mitgeholfen hat.“ Auch das Einsatzspektrum habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt: „Damals war die Versorgung nach Verkehrsunfällen unsere Hauptaufgabe. Heute sind die Sicherheitseinrichtungen in den Autos so gut, dass diese Anteile sehr gering sind. Mittlerweile haben wir es hauptsächlich mit internistischen oder neurologischen Notfällen zu tun“, resümiert Thomas Heideloff. Die Arbeit im Rettungsdienst ist seines Erachtens nach vielschichtiger geworden. „Es gilt, viele Gesetze zu beachten, Notfallprotokolle auszufüllen und im Rettungswagen komplexe elektronische Geräte zu bedienen“, sagt er. „Früher war man froh, wenn man beim EKG überhaupt das Bild erkennen konnte. Heute bietet es viele verschiedene Ableitungen und kann bereits an der Einsatzstelle ausgewertet und per Funk an die Klinik übertragen werden.“ Auch das Berufsbild der Notfallsanitäterin bzw. des Notfallsanitäters, die bzw. der nach einer dreijährigen Ausbildung bestimmte medizinische Behandlungen auch eigenständig ohne Notärztin bzw. Notarzt durchführen darf, hat zur Veränderung des Einsatzspektrums beigetragen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Roland C. E. Francis
09131 85-39191
direktion.an(at)uk-erlangen.de