Jahresbericht 2016: Medizinische Versorgung herzkranker Kinder im Universitätsklinikum Erlangen - page 23

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Jahresbericht 2016
Mobiler jugendlicher Patient nach OP am Heartware-Kunstherzsystem
Schematische Darstellung Heartware VAD am Patienten
Quelle:
Zwei mobile jugendliche Patienten nach OP an der mobilen Berlin-Heart-
EXCOR
®
-Konsole
Einjährige Patientin, auf der Berlin-Heart-Kunstherzkonsole sitzend
Jahresbericht 2016:
Neues aus der Kinderherzchirurgie
Die seit nun mittlerweile über einem Jahr eingeführte modifizier-
te Blutkardioplegie (Infusionslösung, die das Herz zur Korrektur
elektrisch stillstellt und vor einem Sauerstoffmangelschaden
schützt) gehört mittlerweile zu unserem Standardrepertoire
und hat sich bei zahlreichen operativen Einsätzen bestens be-
währt. Unsere Erfahrungen mit dem für die Behandlung angebo-
rener Herzfehler relativ neuen Kardioplegiesystem werden dem-
nächst auch in einer wissenschaftlichen Zusammenfassung
publiziert werden.
Im Rahmen von komplexen Aortenbogenoperationen und ins-
besondere bei Norwood-Palliationen sind wir jetzt dazu überge-
gangen, bei diesen Eingriffen auch gezielt die Aorta descendens
zu perfundieren, sodass die Organe unterhalb des Zwerchfells
nahezu optimal perfundiert (durchblutet) werden. Beide Nieren
und der Darm sind durch diese Modifikation nicht mehr einer
limitierten Ischämie im Rahmen der Aortenbogenkorrektur aus-
gesetzt. Die initialen Erfahrungen mit dem etwas aufwendigeren
Verfahren sind sehr erfreulich. Die intra- und postoperative Di-
urese (Urinausscheidung) erscheint dadurch verbessert. Auch
die postoperative „Laktatanschoppung“ nach den Eingriffen ist
dadurch anscheinend deutlich verringert.
Für die wenigen Patienten mit ungenügender Herzleistung (Herz-
insuffizienz), denen mit einer konventionellen Operation nicht
mehr geholfen werden kann, ist ein Kunstherz (VAD, Ventricular
Assist Device) oft die einzige noch verbleibende Alternative vor
einer Transplantation. Das bisher einzige für Kinder verfügbare
Kunstherzsystem der Fa. Berlin-Heart ist mit der relativ großen
Konsole nur für kurze Unterstützungszeiten im Krankenhaus
ausgelegt, und selbst die mobile Einheit für größere Patienten
ist nur mit einem leichten Wägelchen mitzuführbar (siehe Abbil-
dungen). Für unsere größeren Kunstherzpatienten ist durch die
Etablierung des neuen Heartware-VAD-Systems eine deutliche
Erleichterung entstanden. Patienten ab einem Alter von zwölf
Jahren können mit diesem fast komplett implantierbaren Sys-
tem gut und wahrscheinlich stabil versorgt werden. Wir haben
dieses Kunstherzsystem erst zweimal bei Teenagern mit einem
Alter von mehr als 14 Jahren angewandt und bisher sehr gute
Erfahrungen gemacht. Die wesentliche Veränderung für die be-
troffenen Patienten ist, dass nur noch ein isoliertes Steuerungs-
kabel den Körper verlässt und mit einer Steuerungseinheit von
der Größe und mit dem Gewicht eines kleinen Laptops verbun-
den ist. Das System einschließlich Batterien kann bequem am
Gürtel getragen werden und ermöglicht so eine Entlassung nach
Hause und eine verbesserte Mobilität.
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