Born to be Wild: Utilizing Natural Microbiota for Reliable Biomedical Research
Die natürliche Darmmikrobiota wildlebender Mäuse eröffnet neue Möglichkeiten für robustere und besser übertragbare Ergebnisse in der biomedizinischen Forschung.
Warum reagieren Labormäuse manchmal unterschiedlich auf dieselben Experimente? Neue Erkenntnisse zeigen: Die Mikrobiota – also die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm – spielt dabei eine zentrale Rolle. Standardisierte Haltungsbedingungen reichen oft nicht aus, um die natürliche Vielfalt mikrobieller Ökosysteme nachzubilden.
Die Interaktion zwischen Wirt und Mikrobiota bildet ein hochkomplexes „Metaorganismus“-System, das durch Gene beider Seiten – also sowohl des Wirts als auch der Mikroben – die Physiologie der Maus beeinflusst. Trotz standardisierter Bedingungen in Versuchslaboren kommt es bei Experimenten mit SPF-Labormäusen (spezifisch pathogenfrei) häufig zu widersprüchlichen Ergebnissen. Der Grund: Unterschiede in der mikrobiellen Zusammensetzung, die stark von Haltungsbedingungen abhängen.
Die derzeit üblichen SPF-Mäuse weisen eine deutlich geringere mikrobielle Vielfalt auf als Wildmäuse oder Menschen. Damit fehlt ein zentraler Aspekt ökologischer Komplexität, der für eine stabile und belastbare Immunantwort entscheidend sein kann. Besonders eindrücklich: In sogenannten „Cohousing“-Versuchen können Labormäuse mit natürlicher Mikrobiota besiedelt werden – diese verdrängt zuverlässig die standardisierte Darmflora.
Die Studie zeigt auch, dass der Darm kein einheitlicher Lebensraum ist: Verschiedene ökologische Nischen werden von spezialisierten Mikroben besetzt, die optimal auf ihr jeweiliges Milieu angepasst sind. Diese Spezialisierung macht das System stabil – aber gleichzeitig auch weniger aufnahmebereit für neue mikrobielle Arten.
Das Fazit: Um verlässliche und übertragbare Ergebnisse in der biomedizinischen Forschung zu erzielen, muss die mikrobielle Komplexität stärker berücksichtigt werden – denn nicht alle Mäuse sind gleich mikrobiell geprägt.