Erlanger Teleintensivmedizin im Klinikum Forchheim
Teleintensivmedizinischer Brückenschlag des Uniklinikums Erlangen und des Klinikums Forchheim – Fränkische Schweiz – bayernweites Netzwerk ist das Ziel
Wie Patientinnen und Patienten von der geballten Expertise der bayerischen Intensivmedizin profitieren können, zeigten jetzt das Uniklinikum Erlangen und das Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz: Zum ersten Mal wurden Intensivmedizinerinnen und -mediziner des Uniklinikums Erlangen über einen digitalen Visitenwagen live zur Patientenvisite auf die Intensivstation des Forchheimer Krankenhauses geschaltet. Damit sind beide Kliniken nun erfolgreich an das Netzwerk Teleintensivmedizin Bayern (NETIB) angebunden – das Uniklinikum Erlangen als erstes Krankenhaus in Mittelfranken. Das langfristige Ziel: Die intensivmedizinische Expertise der bayerischen Universitätsklinika und der Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung durch eine telemedizinische Infrastruktur zu bündeln – für ein besseres intensivmedizinisches Behandlungsangebot und eine stärkere Vernetzung der Intensivmedizinerinnen und -mediziner im gesamten Freistaat. „Wir sind überzeugt, dass die Beteiligten auf beiden Seiten – aber vor allem die Patientinnen und Patienten – von dieser Kooperation zukünftig profitieren werden“, zeigte sich PD Dr. Ixchel Castellanos, leitender Oberarzt der Anästhesiologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Roland C. E. Francis) und Projektverantwortlicher am Uniklinikum Erlangen, erfreut.
Der am Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz eingesetzte Visitenwagen wurde vom Universitätsklinikum Würzburg speziell für den Aufbau einer bayernweiten Teleintensivmedizin-Infrastruktur entwickelt. Das mobile Terminal mit Kameras, Mikrofon und mehreren Monitoren erlaubt dem behandelnden Ärzteteam – etwa des Klinikums Forchheims – bei komplexen Fällen in Echtzeit Rücksprache mit Intensivmedizinerinnen und -medizinern anderer Kliniken – etwa des Uniklinikums Erlangen – zu halten. Das System übermittelt nicht nur Bild und Ton, sondern bei Bedarf auch Patientendaten, Informationen zum bisherigen Krankheitsverlauf sowie wichtige Vitalparameter. So können beide Ärzteteams trotz räumlicher Distanz gemeinsam fundierte Therapieentscheidungen treffen – das Team vor Ort mit dem mobilen Visitenwagen am Patientenbett, das Team der zugeschalteten Klinik vom stationären Arbeitsplatz aus. Dabei stets gewährleistet: die Sicherheit der sensiblen Patientendaten. „Mit dieser neuen Telemedizin-Station für Intensivstationen können wir unseren Patienten in extremen Notfallsituationen jetzt noch besser helfen“, sagte Chefarzt Dr. Ulrich von Hintzenstern, Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im Klinikum Forchheim - Fränkische Schweiz.
Während die Telemedizin in anderen medizinischen Fachbereichen – besonders seit der Coronapandemie – Einzug erhalten hat, stellt ihre Nutzung in der Intensivmedizin weiterhin eine Herausforderung dar. „Die Schwierigkeit besteht unter anderem darin, eine stabile und sichere Übertragung von umfangreichen bettseitigen Patientendaten, inklusive eines Livebilds des Patienten oder der Patientin sowie der technischen Geräte im Behandlungszimmer, zu ermöglichen“, erklärte PD Castellanos. „Der Einsatz des digitalen Visitenwagens ist ein wichtiger Schritt hin zum bayernweiten Netzwerk.“
Versorgung verbessern – Verlegungen vermeiden
Durch den strukturellen Ausbau der Teleintensivmedizin in Bayern sollen Intensivmedizinerinnen und -mediziner Behandlungsentscheidungen zukünftig standortübergreifend treffen und die bestmögliche Versorgungsqualität bereitstellen können – ganz ohne Patientenverlegung. Sollte dennoch ein Patiententransport von einem kleineren Klinikum in ein größeres – oder umgekehrt – erforderlich sein, trägt die vorherige virtuelle Abstimmung zur frühzeitigen und nahtlosen Übergabe bei.
Bayernweites Projekt
Die Teilnahme an NETIB wird im Rahmen einer Anschubfinanzierung durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ermöglicht und vom Universitätsklinikum Würzburg koordiniert. Schrittweise sollen bis Ende des Jahres 2025 Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung, die sechs bayerischen Uniklinika sowie weitere Zentren der medizinischen Maximalversorgung an das Netzwerk angeschlossen werden. Auch das Uniklinikum Erlangen plant im Zuge des Ausbaus seines neuen Intensivmedizinischen Zentrums (Sprecher: Prof. Dr. Roland C. E. Francis) die teleintensivmedizinische Vernetzung auf weitere Standorte auszuweiten.
Weitere Informationen:
PD Dr. Ixchel Castellanos