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Erstmals Bluttest für Parkinson in greifbarer Nähe

Erstmals Bluttest für Parkinson in greifbarer Nähe

Forschende aus Erlangen und Kiel entwickelten Methode zum zuverlässigen Aufspüren von Parkinson-typischen Eiweißveränderungen im Blut

Bisher beruht die Diagnose der Parkinson-Erkrankung vor allem auf den typischen Bewegungsstörungen wie Bewegungsverlangsamung, Muskelversteifung und Zittern. Die Krankheit beginnt aber bereits bis zu 20 Jahre bevor diese Symptome auftreten. Bisher gibt es weder Blutwerte noch bildgebende Untersuchungen für eine gesicherte Diagnose, geschweige denn zur Früherkennung. Ein Dilemma für die Ärztinnen und Ärzte: Sie würden Parkinson lieber schon im Anfangsstadium entdecken, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können, die verhindern, dass Betroffene unter den Symptomen leiden. Deshalb suchen viele Arbeitsgruppen weltweit nach zuverlässigen klinischen Biomarkern für die chronisch fortschreitende Gehirnerkrankung. Einem Team aus Forscherinnen und Forschern des Universitätsklinikums Erlangen, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) gelang nun gemeinsam der Durchbruch: Es entwickelte einen biochemischen, blutbasierten Test für die Diagnose der Parkinson-Erkrankung. Mithilfe dieses neuen Verfahrens konnten im Rahmen einer Studie Patientinnen und Patienten von Kontrollpersonen mit einer sehr hohen Empfindlichkeit unterschieden werden. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Brain“ veröffentlicht.

Entwickelt wurde die Methode von der Erlanger Biochemikerin Prof. Dr. Friederike Zunke, stv. Leiterin der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Uni-Klinikums Erlangen. An der Studie maßgeblich beteiligt waren Dr. Annika Kluge, Erstautorin und Assistenzärztin an der Klinik für Neurologie des Uni-Klinikums Schleswig-Holstein, PD Dr. Philipp Arnold und PD Dr. Wei Xiang, wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Anatomie der FAU bzw. in der Molekularen Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen, die Doktorandinnen Alice Drobny und Josina Bunk, Prof. Dr. Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurologie des Uni-Klinikums Schleswig-Holstein, und Prof. Dr. Ralph Lucius, Direktor des Anatomischen Instituts der CAU. Das interdisziplinäre Team freut sich sehr über die sensationellen Ergebnisse, auf deren Grundlage sich nun ein Bluttest für die Diagnose der Parkinson-Erkrankung entwickeln lässt. Die Methode müsse hierfür noch weiterentwickelt werden, sodass eine breite Anwendung möglich ist. Offen sei auch noch, ob frühe Stadien der Erkrankung ebenfalls nachgewiesen werden können und ob der Test auch bei Parkinson-ähnlichen Erkrankungen anschlägt.

Direkter Nachweis des krankmachenden Proteins im Blut

Die neue Methode beruht auf drei Schritten: Nach der Blutabnahme (erster Schritt) wird in einem zweiten Schritt die Blutprobe so aufgereinigt, dass Mikrovesikel isoliert werden können, die von Nervenzellen abgegeben wurden. Mikrovesikel sind kleine Abschnürungen, die von Zellen abgegeben werden und Proteine der ursprünglichen Zelle enthalten. So ist es auch möglich, Mikrovesikel aus dem Nervensystem über eine gewöhnliche Blutprobe zu gewinnen. Das heißt, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler quasi ins Gehirn schauen können, wenn sie diese Mikrovesikel untersuchen. In diesen isolierten Nervenzell-Mikrovesikeln wird dann in einem dritten Schritt gezielt nach dem Protein gesucht, das die Erkrankung verursacht. Es handelt sich dabei um eine veränderte Form von α-Synuklein. Eine Anhäufung dieses krankhaft veränderten α-Synukleins ist am Untergang der betroffenen Nervenzellen ursächlich mitbeteiligt. Dem Forschungsteam ist durch diese Methode gelungen, das krankheitsassoziierte Protein im Blut durch hochspezifische biochemische Analysen kleinster, krankheitsverursachender Eiweißpartikel aufzuspüren. Dies eröffnet nun neue Möglichkeiten der gezielten Suche nach dem fehlgefalteten Protein und nach möglichen frühen Interventionen.

Originalpublikation:

Kluge A, Bunk J, Schaeffer E, Drobny A, Xiang W, Knacke H, Bub S, Lückstädt W, Arnold P, Lucius R, Berg D und Zunke F. Detection of neuron-derived pathological α-synuclein in blood

https://doi.org/10.1093/brain/awac115

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Friederike Zunke

09131 85-39324

friederike.zunke(at)uk-erlangen.de