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Familienzahnärztin mit Weitblick

Familienzahnärztin mit Weitblick

Prof. Dr. Kerstin Galler ist die neue Direktorin der Zahnklinik 1 – Zahnerhaltung und Parodontologie

Schon vor ihrem ersten Arbeitstag als Direktorin musste Prof. Dr. Kerstin Galler wegweisende Entscheidungen für ihre neue Klinik treffen: Die neue Approbationsordnung machte Umstrukturierungen erforderlich, ein neues Curriculum musste auf die Beine gestellt und trotz allgemeiner Raumnot ein neues Raumkonzept entwickelt werden. Der Sprung ins kalte Wasser – kein Problem für Kerstin Galler. Die neue Direktorin der Zahnklinik 1 – Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Erlangen bringt neben großer zahnmedizinischer Expertise und internationalem Forschungsrenommee auch eine Portion Neugier und den Mut zur Veränderung mit nach Erlangen. Die Klinik und den dazugehörigen Lehrstuhl übernahm Prof. Galler von Prof. Dr. Anselm Petschelt, der zum 30.09.2021 in den Ruhestand ging.

„Mein neues Team sowie die Kolleginnen und Kollegen der anderen Zahnkliniken des Uni-Klinikums Erlangen haben mir den Einstieg sehr leicht gemacht“, betont die gebürtige Mainzerin, die zuletzt am Universitätsklinikum Regensburg als stellvertretende Klinikdirektorin tätig war. „Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit und die Vernetzung mit weiteren Fachdisziplinen.“ Besonders am Herzen liegen ihr zum einen die Forschung – mit Schwerpunkt auf der Regeneration der Zahnpulpa, z. B. durch Tissue Engineering – und zum anderen die klassische Zahnbehandlung. „Ich bin gerne Familienzahnärztin“, sagt Kerstin Galler lachend. „Von der Vorsorge und der Kinderzahnheilkunde über die Zahnreinigung, die Füllungstherapie und die Behandlung von Parodontitis bis hin zu Wurzelkanalbehandlungen: Wir machen alles und begleiten unsere Patientinnen und Patienten teils ihr Leben lang – und wir stehen ihnen auch zur Seite, wenns mal schmerzhaft wird.“

Anlaufstelle für die Bevölkerung

Deswegen ist es der neuen Direktorin ein großes Anliegen, das Angebot ihrer Klinik für die breite Öffentlichkeit noch bekannter zu machen. „Was viele nicht wissen: Sie können einfach so zu uns kommen, sogar für die ganz normale halbjährliche Vorsorgeuntersuchung. Bei uns steht zwar ‚Uni-Klinikum‘ an der Tür, aber wir behandeln nicht nur komplizierte Spezialfälle“, erläutert sie. Im Rahmen ihrer Ausbildung führen u. a. Studierende in höheren Semestern die Untersuchungen, Behandlungen sowie professionelle Zahnreinigungen durch. „Dafür muss mehr Zeit eingeplant werden, da die angehenden Zahnmedizinerinnen und -mediziner ein bisschen länger brauchen als erfahrene Kolleginnen und Kollegen“, sagt Prof. Galler. „Aber deswegen arbeiten sie eben auch besonders sorgfältig und mit besonders viel Liebe.“ Angst vor einer Fehlbehandlung müsse niemand haben, da stets eine Oberärztin oder ein Oberarzt zur Kontrolle oder für Nachfragen anwesend sei.

Interdisziplinärer Input in den USA

Obwohl sie in einer Familie mit Zahnärztinnen und -ärzten aufgewachsen ist, war es für Kerstin Galler nicht selbstverständlich, ebenfalls Zahnmedizin zu studieren. „Ich fand die Kombination aus Medizin und Technik attraktiv, dass man mit Menschen zu tun hat und handwerklich arbeitet. Geködert hat mich allerdings der naturwissenschaftliche Teil“, erinnert sich die 46-Jährige, „den fand ich besonders spannend.“ Und dieses Interesse sollte sich tatsächlich wie ein roter Faden durch ihren Werdegang ziehen. Nach ihrem Studium in München und ihren ersten Jahren als zahnärztliche Assistentin in Friedberg (Hessen) und Passau flog Kerstin Galler 2004 erstmals – unterstützt von ihrem Regensburger Chef – für einen Forschungsaufenthalt nach Houston (Texas) in die USA. „Dort profitierte ich von hervorragenden Forschungsmöglichkeiten“, schwärmt sie noch heute. Dank mehrerer Stipendien konnte die Regensburger Zahnmedizinerin ihre wissenschaftliche Arbeit in den USA sogar noch bis 2009 fortsetzen und u. a. an der renommierten Rice University ihr Fachwissen über Tissue Engineering – der künstlichen Herstellung biologischer Gewebe – vertiefen. „Insbesondere die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Medizin, den Natur- und den Werkstoffwissenschaften war äußerst bereichernd“, erläutert Prof. Galler. „Das war eine unglaublich spannende Zeit.“

Vom Labor zum Behandlungsstuhl

Mit diesem Erfahrungsschatz und viel Elan baute sie nach ihrer Rückkehr nach Regensburg dort in der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie den Laborbereich komplett neu auf. „Der Weg vom Labor zum Behandlungsstuhl – das ist das Ziel“, betont Kerstin Galler. Seit über 15 Jahren arbeitet sie u. a. mit dentalen Stammzellen daran, nachwachsendes Gewebe zur Regeneration der Zahnpulpa zu züchten. „Hier konnten wir bereits erste präklinische Studien durchführen – ein erster wichtiger Meilenstein.“ Auch die Erkrankungen der Zahnpulpa stehen im Fokus der Forscherin: „Ich gehe beispielsweise der Frage nach, wie genau die Immunantwort abläuft, wenn die Zahnpulpa entzündet ist. Je exakter wir die Reaktionen nachvollziehen können, desto besser können wir unsere Patientinnen und Patienten behandeln.“ Dabei blickt Prof. Galler bewusst immer wieder über den zahnmedizinischen Tellerrand hinaus, denn schon häufig hat sie Wechselwirkungen zwischen den Zahnproblemen ihrer Patientinnen und Patienten und deren Vorerkrankungen beobachtet. „Das gilt unter anderem für Diabetes“, erklärt sie, „deswegen möchte ich ganz bewusst eine Brücke zur Allgemeinmedizin schlagen.“

Forscherin mit Fernweh

Auch die Brücken nach Regensburg möchte die zweifache Mutter trotz ihrer neuen Wirkungsstätte nicht komplett abbrechen. „Das akademische Leben mit seinem regen kollegialen Austausch erachte ich als äußerst wertvoll“, sagt sie. So engagiert sich Kerstin Galler auch in mehreren Fachgesellschaften und wird regelmäßig als Sprecherin auf internationale Kongresse eingeladen. „Australien, Japan, Kuwait, China, Ägypten: Ein schöner Nebenaspekt meines Berufs ist, dass ich als Forscherin auch mein Fernweh stillen und neue Länder entdecken kann.“

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Kerstin Galler

09131 85-39293

birgit.feulner(at)uk-erlangen.de