Glaukom erkennen – Lebensqualität erhalten
Welt-Glaukom-Woche vom 10. bis 16. März 2024 macht auf die häufige Augenerkrankung Grüner Star aufmerksam
Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, ist eine chronische Erkrankung, die zu bleibenden Sehbeeinträchtigungen führen kann. Im Rahmen der Welt-Glaukom-Woche, die dieses Jahr vom 10. bis 16. März stattfindet, macht die Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Uniklinikums Erlangen auf die Krankheit aufmerksam. „Das Glaukom kommt vergleichsweise häufig vor. Wir können dabei sogar von einer Volkskrankheit sprechen – und leider ist die Dunkelziffer sehr hoch“, sagt PD Dr. Dr. Bettina Hohberger, Funktionsoberärztin der Augenklinik des Uniklinikums Erlangen und Sprecherin der Sektion Glaukom des DOG – Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e. V. „Im Jahr 2013 waren weltweit 64,3 Millionen Menschen am Glaukom erkrankt. Hochrechnungen zufolge gehen wir davon aus, dass es 2040 knapp 112 Millionen Betroffene geben wird. Außerdem müssen wir in den kommenden Jahren mit vielen Glaukompatientinnen und -patienten rechnen, die starke Sehbeeinträchtigungen haben.“ Waren es im Jahr 2013 allein in Deutschland noch knapp 50.000 Sehbehinderte und Blinde durch das Glaukom, so sollen es 2030 bereits ca. 59.000 sein und 30 Jahre später rund 64.000 – allein in Deutschland. „Das ist eine sehr hohe Zahl“, so Dr. Hohberger, „aber so weit muss es nicht kommen.“
Bei einer Glaukomerkrankung sterben nach und nach immer mehr Nervenfasern des Sehnervs ab. Als Hauptrisikofaktor gilt ein zu hoher Augeninnendruck. „Diese Nervenfasern sind für unser Sehen überaus wichtig“, erklärt Bettina Hohberger. „Sie leiten all die Seheindrücke, vergleichbar mit einem Kabel, an das Gehirn – dadurch kommt das Bild zustande, das wir mit beiden Augen wahrnehmen. Fehlen einzelne der Nervenfasern, fällt das am Anfang der Erkrankung oftmals nicht auf, weil Gehirn und Augen bildliche Defizite ausgleichen.“ Das bedeutet: Das Gesichtsfeld verengt sich von außen zur Mitte hin immer stärker. Betroffene bemerken das häufig erst, wenn sie z. B. mit der Schulter am Türrahmen hängen bleiben oder beim Einparken an etwas vorbeischrammen, das sie nicht gesehen haben. „Wenn die Patientinnen und Patienten ihre Erkrankung eigenständig bemerken, sind in der Regel etwa 40 Prozent der Nervenfasern abgestorben“, betont Dr. Hohberger. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto eher lässt sich die Therapie starten und die Krankheit verlangsamen. „Das ist das Ziel aller Glaukomtherapien – egal, ob mit Augentropfen, einer Lasertherapie oder einem chirurgischen Eingriff“, sagt Dr. Hohberger.
Früherkennung entscheidend
Auch wenn das Glaukom bereits in der Antike bekannt war (gr. „glaukos“ = hellblau schimmernd), ist die Erkrankung bis heute noch nicht vollständig entschlüsselt. „Das heißt, dass man das Glaukom aktuell noch nicht komplett stoppen oder heilen kann“, erklärt Bettina Hohberger. „Ist durch die Schädigung des Sehnervs eine Sehbeeinträchtigung entstanden, lässt sich diese aktuell nicht mehr rückgängig machen. Wird die Krankheit jedoch erkannt, können wir ihr Fortschreiten deutlich verlangsamen. Das ist schon viel wert!“ Auch wenn die gesetzlichen Krankenversicherungen die Screeningmaßnahmen meist nicht übernehmen, empfiehlt die Augenärztin, die Augen ab dem Alter von 40 Jahren regelmäßig untersuchen zu lassen, denn: Wird tatsächlich ein Glaukom diagnostiziert, kann die Behandlung sofort beginnen. „Ich sehe es als unsere ärztliche Aufgabe an, bestmöglich über die Krankheit, die Therapie und auch den Bereich der Früherkennung zu informieren. So kann jede und jeder Einzelne besser entscheiden, ob ein Glaukomscreening gewünscht ist“, betont Bettina Hohberger.
Verwechslungsgefahr: Grüner und Grauer Star
Der Grüne Star wird häufig mit dem Grauen Star (Katarakt) verwechselt, obwohl die Augenkrankheiten nichts miteinander zu tun haben: Während der Grüne Star den Sehnerv betrifft, bezeichnet der Graue Star eine Trübung der Linse. Eine durch die Katarakt bedingte Sehbeeinträchtigung lässt sich – im Gegensatz zum Glaukom – mit einer Operation wieder verbessern.
Erlanger Glaukomregister
Seit Jahrzehnten befassen sich Erlanger Ärztinnen, Ärzte und Forschende mit dem Grünen Star: Ein Beispiel dafür ist das Erlanger Glaukomregister, das weltweit älteste seiner Art. Diese Langzeitstudie wurde im Jahr 1991 ins Leben gerufen. In diesem Rahmen werden Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Glaukom und solchen mit einer gesicherten Glaukomdiagnose jährlich untersucht, um die Erkrankung so genau wie möglich im Langzeitverlauf zu erfassen. So sollen Einflussfaktoren, die zum Glaukom führen, erkannt und erforscht sowie mit Daten einer gesunden Kontrollgruppe verglichen werden. Seit 1991 ist aus dem Projekt viel Wissen entstanden: So wurden beispielsweise neue Diagnostika mit auf den Weg gebracht. Auch der Erlanger Forschungsansatz zum Post-COVID-Syndrom basierte auf Daten des hiesigen Glaukomregisters: Das Team entdeckte, dass es einen Zusammenhang zwischen funktionellen Autoantikörpern gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren und einer eingeschränkten Durchblutung der Kapillaren gibt – und zwar bei Glaukomerkrankten ebenso wie bei Post-COVID-Betroffenen.
Weitere Informationen:
PD Dr. Dr. Bettina Hohberger
09131 85-33001
augenklinik(at)uk-erlangen.de