Hand in Hand bei Rheuma und Gicht
Bürgervorlesung beschäftigt sich mit Behandlungsmöglichkeiten der beiden Erkrankungen der Hand
Die Hand ist eines der wichtigsten Körperteile und hat einen komplizierten anatomischen und funktionellen Aufbau. Wenn Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Gicht die Hand betreffen, wirkt sich das enorm auf das Leben des oder der Betroffenen aus. Selbst einfache Handgriffe, etwa das Schließen des Hosenknopfes oder das Greifen einer Flasche, sind dann oft nur noch eingeschränkt und unter Schmerzen möglich. Allein in Deutschland sind knapp 800.000 Menschen von rheumatoider Arthritis betroffen. Wie sich die rheumatoide Arthritis und Gicht behandeln lassen und an wen sich Patienten wenden können, darüber sprechen Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, und Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen, im Rahmen ihrer gemeinsamen Bürgervorlesung. Der Vortrag wird aufgezeichnet und steht Interessierten ab Montag, 5. Juli 2021, zum Abruf und Download bereit.
Rheuma ist eine autoimmune Erkrankung, bei der sich Gelenke chronisch entzünden. Über 80 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis haben im Laufe der Zeit damit zu kämpfen, dass die Entzündungen die Hand betreffen. „Hier gilt es, rechtzeitig die richtige Diagnose zu stellen und eine gezielte Therapie einzuleiten, um Schlimmeres zu verhindern“, sagt Prof. Schett. Dabei kann die Unterscheidung zwischen entzündlichen Gelenkerkrankungen und einem Gelenkverschleiß durchaus schwierig sein. „Primär erfolgt eine medikamentöse Behandlung je nach Stadium der Erkrankung. Aufgrund verbesserter Diagnosemethoden und neuer Erkenntnisse werden Patienten mit rheumatoider Arthritis oder anderen Erkrankungen der Hand, beispielweise Gicht, heute deutlich früher behandelt als noch vor 10 Jahren.“ Grundsätzliches Ziel ist dabei eine Entzündungshemmung, gleichzeitig sollen jedoch auch möglichst die Funktion und die Kraft der Gelenke erhalten werden. Durch die Behandlung mit Medikamenten gelingt es meist, die allgemeine Aktivität der Krankheit zum Stillstand zu bringen oder zumindest herunterzufahren. „Eine frühzeitige medikamentöse Therapie kann zur Beherrschung der systemischen Entzündung und somit zur Vermeidung irreversibler Gelenkzerstörungen beitragen“, so Georg Schett. Daneben kommen auch physiotherapeutische Verfahren und muskelentspannende sowie schmerzlindernde Kälte-, Wärme-, Wasser- und elektrotherapeutische Anwendungen zum Einsatz.
Chirurgische Möglichkeiten
Im fortgeschrittenen Stadium trägt eine chirurgische Behandlung wesentlich dazu bei, die Krankheitssymptome zu lindern und die Funktion der Hand zu verbessern oder sogar wiederherzustellen. In der Rheumachirurgie werden vor allem schwere Gelenkveränderungen operiert, die im Laufe einer rheumatischen Erkrankung entstanden sind: „Gezielte chirurgische Maßnahmen sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung rheumatischer Erkrankungen der Hand und des Handgelenks“, erläutert Prof. Horch. Bei fortgeschrittenen Stadien steht eine Palette von chirurgischen Maßnahmen wie Arthroplastiken (künstliches Gelenk) und Arthrodesen (Gelenkversteifung) sowie die Endoprothetik (Gelenkersatz) zur Verfügung. Die Operation richtet sich immer nach dem Grad der Zerstörung der Gelenke und Weichteile. „Während in den Spätstadien eher Rettungsoperationen, Korrekturen von eingetretenen Fehlstellungen oder Knorpelschäden im Fokus stehen, können im Frühstadium durch eine Synovialektomie, also der Entfernung der entzündeten Gelenkschleimhaut, akute Krankheitsverläufe eingedämmt und das Auftreten von Spätschäden hinausgezögert werden“, so Raymund Horch.
Bürgervortrag online abrufen
Was ist der Unterschied zwischen Rheuma und Gicht und wie entstehen die Erkrankungen? Wie können Betroffene am besten medikamentös und chirurgisch behandelt werden und welcher Spezialist ist der jeweils richtige Ansprechpartner? Die beiden Rheumaexperten Prof. Schett und Prof. Horch geben in ihrer gemeinsamen Bürgervorlesung „Hand in Hand bei Rheuma und Gicht – wer oder was hilft oder auch nicht“ Antworten auf diese und weitere Fragen rund um Rheuma- und Gichterkrankungen der Hand. Der Vortrag ist ab Montag, 5. Juli 2021, kostenfrei unter https://www.fau.tv/clip/id/35077 abrufbar.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch
Telefon: 09131 85-33277
E-Mail: kathrin.maurer(at)uk-erlangen.de
Prof. Dr. med. univ. Georg Schett
Telefon: 09131 85-39131
E-Mail: m3direktion(at)uk-erlangen.de