Zum Hauptinhalt springen

Höffmann-Wissenschaftspreis 2022 für Prof. Dr. (TR) Yesim Erim

Höffmann-Wissenschaftspreis 2022 für Prof. Dr. (TR) Yesim Erim

Auszeichnung für das Engagement rund um die interkulturelle Psychotherapie

Prof. Dr. (TR) Yesim Erim ist die Höffmann-Wissenschaftspreisträgerin 2022. Die Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis unter anderem für ihre interdisziplinäre Grundlagen- und Anwendungsforschung zur interkulturellen Psychotherapie und gesundheitlichen Versorgung von Menschen anderer Kulturkreise. Das Vechtaer Unternehmer Höffmann-Reisen stiftet die Auszeichnung jährlich für außergewöhnliche Arbeit im Themenfeld „interkulturelle Kompetenz“.

„Mit ihrer richtungsweisenden, hervorragenden interkulturellen Arbeit im Bereich der psychosozialen Fächer und ihrem unermüdlichen Einsatz zur interkulturellen Öffnung in der Gesundheitsversorgung – und damit verbunden dem Einsatz, Migrantinnen und Migranten den gleichen Zugang wie Einheimischen zu ermöglichen“, sei Prof. Erim eine würdige Trägerin des Höffmann-Wissenschaftspreises 2022, so die Nominierung. Dem folgte die Jury: „Als Pionierin hat sie Erkenntnisse der Migrationsforschung und Sozialpsychologie für Psychosomatik und Psychotherapie nutzbar gemacht, unter anderem ist sie Herausgeberin des ersten Lehrbuchs zur klinischen interkulturellen Psychotherapie. Die gesellschaftliche Relevanz ihrer wegweisenden Arbeit spiegelt sich auch in ihrem konzeptionellen und organisatorischen Engagement für die interkulturelle Öffnung des Gesundheitswesens, im Speziellen der Öffnung von psychosozialen Einrichtungen für Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete“. Prof. Erim beschäftigt sich dabei unter anderem mit der Fragestellung, wie oft bei Migrantinnen, Migranten und Geflüchteten psychische Probleme oder Krankheitsbilder auftauchen. Dabei untersucht sie mögliche Einflussfaktoren auf deren psychische Gesundheit: Sind ausschließlich vergangene Erlebnisse in der Heimat maßgeblich für spätere psychische Probleme, oder auch die aktuellen Lebensumstände im Aufnahmeland? Und welche Faktoren unterstützen eine gute Anpassung an die neue Gesellschaft?

„Eine interkulturell kompetente Haltung bedeutet, dass wichtige Akteure, zum Beispiel im Gesundheitswesen, die Bedürfnisse von kulturell diversen Gruppen wahrnehmen und ihre institutionellen Angebote – wie die medizinische Behandlung oder Psychotherapie – dementsprechend anpassen“, erklärt die Medizinerin. Hier würden sich zum Beispiel Fragen danach ergeben, welche Besonderheiten in der Behandlung von Migrantinnen und Migranten berücksichtigt werden sollten: So würden unterschiedliche Konzepte von Krankheit sowie von ärztlicher Behandlung eine Rolle spielen. Ebenso müsse darauf geachtet werden, was in Krankenhäusern und was in ärztlichen sowie in psychotherapeutischen Praxen getan werden kann, damit die Behandlung der Migrantinnen und Migranten erfolgreich ist. Auch Aspekte der interkulturellen Kompetenz, die Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten beherrschen sollten, stehen bei der Arbeit von Yesim Erim im Fokus. Diese Fragestellungen hat sie bereits für Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete aus unterschiedlichen Ländern wie der Türkei, Polen und Syrien untersucht.

In der akademischen Forschung sei interkulturelle Kompetenz nur in wenigen Bereichen ausreichend verankert, ist sich die Medizinerin sicher. Dabei spiele das Thema zum Beispiel im Gesundheitswesen eine immens wichtige Rolle. „Der Höffmann-Wissenschaftspreis verleiht hervorragenden Arbeiten zur interkulturellen Kompetenz in der Wissenschaft Sichtbarkeit“, meint Prof. Erim. Die interkulturelle Kompetenz sei wichtig für die Integration von Migrantinnen und Migranten, aber auch für den Austausch von unterschiedlichen Modellen zwischen Kulturen in allen Lebensbereichen. „Ich finde es sehr gelungen, dass der Preis sowohl an Personen verliehen werden kann, die sich inhaltlich mit Studien zur interkulturellen Kompetenz befassen, als auch an Personen, die interkulturell kompetentes Vorgehen in der Forschung praktizieren.“

Neben dem nun ausgezeichneten Forschungsschwerpunkt beschäftigt sich Prof. Erim als Psychosomatikerin mit den Wechselwirkungen zwischen der psychischen und der körperlichen Gesundheit, mit der psychosozialen Unterstützung von Krebskranken und Transplantationspatientinnen und -patienten. Weitere Schwerpunkte sind die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, Einflüsse der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen sowie die Psychotherapieforschung.

Werdegang von Prof. Dr. (TR) Yesim Erim

Yesim Erim wurde in Istanbul geboren. Nach dem Medizinstudium an der Universität Istanbul folgten vier Jahre ärztliche Tätigkeit in verschiedenen türkischen Krankenhäusern. 1989 kam Yesim Erim im Rahmen eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdiensts als Assistenzärztin an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster. 1995 wechselte sie zum Universitätsklinikum Essen, wo sie nach ihrer Facharztausbildung ab 2003 stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie war. In dieser Zeit war sie unter anderem Projektleiterin von DFG-geförderten Studien zur Optimierung der Lebertransplantation. In einem vom Landschaftsverband Rheinland geförderten Projekt baute sie die psychosozialen Versorgungsmodelle für Migrantinnen und Migranten aus. 2007 habilitierte sie sich mit dem Thema: „Optimierung der psychosomatischen Diagnostik und der supportiv-psychoedukativen Psychotherapie bei Lebertransplantation und Leberlebendspende“. Im April 2013 folgte Prof. Erim dem Ruf als Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen. Nach der Fluchtbewegung in 2015 untersuchte Yesim Erim in einem Kohortenmodell die psychische Gesundheit von Geflüchteten aus Syrien.

Quelle: Universität Vechta – Marketing und Kommunikation

Weitere Informationen:

Prof. Dr. (TR) Yesim Erim
09131 85-34899
psychosomatik@uk-erlangen.de