Hoffnungsschimmer für Long-COVID-Betroffene
Ergebnis der reCOVer-Studie: Medikament BC007 lindert Erschöpfung
Ein interdisziplinäres Forschungsteam um Funktionsoberärztin PD Dr. Dr. Bettina Hohberger von der Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Uniklinikums Erlangen fand im Rahmen der klinischen randomisierten Medikamentenstudie „reCOVer“ heraus: Das Medikament Rovunaptabin, besser bekannt als BC007, kann bei bestimmten Long-COVID-Betroffenen die mit der Krankheit verbundene belastende Erschöpfung (Fatigue) deutlich lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „eClinicalMedicine“, herausgegeben von „The Lancet“, veröffentlicht.
Die reCOVer-Studie untersuchte ab Herbst 2023 insgesamt 30 Patientinnen und Patienten mit Long COVID, auch Post-COVID-Syndrom genannt, die auch Monate nach einer Coronainfektion noch unter typischen Langzeitfolgen litten – vor allem unter starker körperlicher und geistiger Erschöpfung. Gemeinsam war ihnen, dass sie bestimmte Autoantikörper im Blut aufwiesen, die dazu in der Lage sein können, Körperzellen fehlzusteuern.
Gezielte Behandlung gegen Autoantikörper
Im Rahmen der reCOVer-Studie erhielten die Teilnehmenden zuerst entweder das Medikament BC007 oder ein Placebo. Nach einigen Wochen wurde die Therapie gewechselt, sodass jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer die Möglichkeit bekam, BC007 zu erhalten. Das Medikament neutralisiert jene funktionellen Autoantikörper, die sich gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR-fAAbs) richten und die im Verdacht stehen, die Beschwerden bei Long COVID mitzuverursachen.
Studienleiterin Dr. Hohberger sagt: „Die Ergebnisse sind vielversprechend: Wir haben gesehen, dass die speziellen Autoantikörper nach der BC007-Therapie verschwanden. Die Erschöpfungssymptome nahmen nicht nur statistisch, sondern für die Patientinnen und Patienten auch spürbar ab. Die Lebensqualität verbesserte sich messbar.“ BC007 wurde insgesamt von allen Probandinnen und Probanden gut vertragen. „Unsere Studie liefert erste Hinweise auf eine ursächliche Therapie für eine bestimmte Gruppe von Long-COVID-Patientinnen und -Patienten“, so Bettina Hohberger weiter. „Das macht Hoffnung – für Betroffene, deren Alltag bislang massiv eingeschränkt ist und für die es bisher keine gezielte ursächliche Behandlung gab. Eine individuelle Diagnostik ist künftig entscheidend, um geeignete Zielgruppen für die Therapie präzise zu identifizieren.“
Die reCOVer-Studie wurde vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. An dem Forschungsprojekt waren ebenfalls Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Ärztinnen und Ärzte der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath), der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett), des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla), der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) und des Center for Clinical Studies (Leiterin: Dr. Stefanie Maas) des Uniklinikums Erlangen beteiligt.
Link zur Originalpublikation:
https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(25)00290-1/fulltext
Weitere Informationen:
PD Dr. Dr. Bettina Hohberger
09131 85-33001
recover.au(at)uk-erlangen.de