Innovatives Medienmodul zur Krisenintervention in der Psychiatrie
Uniklinikum Erlangen erweitert therapeutisches Angebot auf der beschützenden Station
Anhaltende innere Anspannung, Reizüberflutung, emotionale Instabilität oder Störungen der Impulskontrolle sind häufige Begleiterscheinungen psychischer Erkrankungen. In akuten Krisensituationen können herkömmliche Beruhigungsstrategien an ihre Grenzen stoßen. Um Patientinnen und Patienten in diesen Momenten eine zusätzliche Möglichkeit zur Selbstregulation zu bieten, wurde auf der beschützenden Station 12 der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Uniklinikums Erlangen ein innovatives digitales Medienmodul in den dortigen Rückzugsraum integriert. „Dieses Modul ist im süddeutschen Raum einzigartig“, betont Stationsleiter Frank Schwarmat. „Es erweitert unser bestehendes therapeutisches Konzept um eine moderne interaktive Komponente und steht für eine zeitgemäße psychiatrische Versorgung.“
Die beschützende Station betreut Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen wie affektiven Störungen, Psychosen, Suchterkrankungen sowie Persönlichkeits-, Zwangs- oder Essstörungen. Innere Anspannung, Wahnvorstellungen oder Störungen der Impulskontrolle können zu Eigen- oder Fremdgefährdung führen. Um dem frühzeitig entgegenzuwirken, steht den Betroffenen ein speziell konzipierter Rückzugsraum zur Verfügung. „Der Raum ist rundum gepolstert, schallgedämmt und so gestaltet, dass er sicher genutzt werden kann“, erklärt Frank Schwarmat. „Hier können sich die Patientinnen und Patienten entweder körperlich abreagieren oder sich von äußeren Reizen abschotten.“ Die neu installierte Medienwand ergänzt dieses Konzept. Patientinnen und Patienten haben die Möglichkeit, darauf interaktive Anwendungen wie Schach oder „Fang den Maulwurf“, beruhigende Musik oder audiovisuelle Entspannungsprogramme auszuwählen – individuell abgestimmt auf ihre aktuellen Bedürfnisse.
Besonders Patientinnen und Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung, die häufig unter starker Anspannung und Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation leiden, nutzen das Angebot eigeninitiativ zur Stabilisierung„Viele kommen proaktiv auf uns zu, wenn die Anspannung zu groß wird, und fragen, ob sie den Raum nutzen dürfen“, berichtet Gesundheits- und Krankenpfleger Daniel Palese. In eskalierenden Situationen kann die geschützte Umgebung auch als präventive Maßnahme eingesetzt werden. „Das Medienmodul ist ein wichtiger Baustein in diesem Konzept, da es den Patientinnen und Patienten gezielte Ablenkung und Beruhigung“, ergänzt Frank Schwarmat. Durch die Möglichkeit, Krisensituationen frühzeitig zu entschärfen, können das Patientenwohl und die Sicherheit nachhaltig verbessert werden. Mit diesem innovativen Ansatz setzt das Uniklinikum Erlangen ein Zeichen für eine moderne und bedarfsgerechte psychiatrische Akutversorgung.
Weitere Informationen:
Frank Schwarmat
09131 85-34889
frank.schwarmat(at)uk-erlangen.de