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Nähe trotz multiresistentem Keim

Nähe trotz multiresistentem Keim

Handlungsempfehlungen für den Umgang mit multiresistenten Erregern bei Patienten am Lebensende

Geborgenheit, Nähe, Zuwendung: All das wünschen sich Menschen gerade dann, wenn sie an ihrem Lebensende stehen. Doch die Umsetzung dieser Bedürfnisse wird besonders dann als herausfordernd erlebt, wenn der Patient mit einem multiresistenten Erreger (MRE) kolonisiert oder infiziert ist und deshalb isoliert wird. Viele, die schwerstkranke und sterbende Menschen betreuen, mussten sich schon einmal mit diesem Konflikt auseinandersetzen. Um Gesundheits- und Krankenpfleger, Ärzte, aber auch Angehörige in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, hat die Palliativmedizinische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Christoph Ostgathe) des Universitätsklinikums Erlangen jetzt eine Broschüre herausgegeben, die Handlungsempfehlungen für die klinische Praxis zum Umgang bei Patienten mit MRE am Lebensende gibt.

Erreger, gegen die viele der gängigen Antibiotika nicht mehr wirksam sind, werden als multiresistente Erreger bezeichnet. Der bekannteste dieser Keime ist der MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), auch Krankenhauskeim genannt. "Nicht nur die Kolonisation und seltener die Infektion mit einem MRE haben eine Auswirkung auf den Patienten", erklärt Prof. Ostgathe. "Auch die nötigen Schutzmaßnahmen wie die Isolation sowie Kittel und Mundschutz reduzieren die Lebensqualität, weil die zwischenmenschliche und soziale Komponente leidet."

Ein vom Lehrstuhl für Palliativmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg koordiniertes und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt hat sich in den vergangenen drei Jahren mit diesem Thema beschäftigt. Wissenschaftler aus der Pflegewissenschaft, der Mikrobiologie, der Psychogerontologie, der Psychologie und der Gesundheitsökonomie arbeiteten am Uni-Klinikum Erlangen sowie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg zusammen - immer im Gespräch mit Patienten, ihren Angehörigen, den Pflegekräften und Ärzten.

Jetzt haben die Forscher, gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und finanziell unterstützt von der Paula Kubitscheck-Vogel-Stiftung, eine Broschüre herausgegeben. "Die von unserem Verbund entwickelten, empirisch fundierten Handlungsempfehlungen haben das Ziel, sowohl die Schutzmaßnahmen für das Umfeld zu berücksichtigen als auch das Bedürfnis des Sterbenden nach Nähe und sozialer Teilhabe", sagt Christoph Ostgathe. "Auf diese Weise soll die Lebensqualität des Betroffenen trotz MRE aufrechterhalten werden."

Die Broschüre kann unter folgendem Link kostenfrei aufgerufen werden:
www.palliativmedizin.uk-erlangen.de/forschung/downloads/projekt-m-endol/

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Christoph Ostgathe
Telefon: 09131 85-34064
E-Mail: christoph.ostgathe(at)uk-erlangen.de