Neue HNO-Direktorin möchte Therapiespektrum in bewährten Strukturen ausbauen
Prof. Dr. Sarina Müller führt jetzt die HNO-Klinik des Uniklinikums Erlangen
Prof. Dr. Sarina Müller hat zum 1. April 2025 die Leitung der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Uniklinikums Erlangen von Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Iro übernommen. Die Erlanger HNO-Klinik ist eine der größten HNO-Kliniken in Deutschland und hat sich insbesondere in der Therapie von Speichelsteinen, in der ganzheitlichen Tumortherapie, schonenden Operationen der Ohrspeicheldrüse (Parotischirurgie) sowie der Versorgung mit Cochlea-Implantaten (CI) international einen Namen gemacht. „Dieses Know-how werden wir mit unseren erfahrenen Expertinnen und Experten erhalten und unser Leistungsspektrum noch erweitern“, sagt die neue Klinikdirektorin jetzt. „Alles im engen Verbund mit den anderen Fachdisziplinen des Uniklinikums sowie den niedergelassenen haus- und anderen fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen in der Region.“
Verbesserte Tumordiagnostik und -therapie
Beispielsweise sollen in Kooperation mit der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Oliver Schnell) des Uniklinikums Erlangen neue OP-Techniken bei Kopftumoren etabliert werden. „Wir können mittlerweile verschiedene Tumoren gut endoskopisch durch die Nase entfernen, wo früher frontal durch Hirn oder Auge operiert werden musste“, so Prof. Müller. Bei der genauen Bestimmung von Tumorgewebe im OP-Saal soll die digitale Schnellschnittdiagnostik in der HNO-Klinik zusammen mit dem Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Arndt Hartmann) etabliert werden. Ein Schnellschnitt ist ein Verfahren, bei dem in der OP entnommene Gewebeproben bereits während des Eingriffs pathologisch beurteilt werden. Dazu wird das Gewebe schockgefroren, in dünne Scheiben geschnitten, gefärbt und sofort mikroskopisch begutachtet. Neu bei der digitalen Diagnostik: Der Schnitt wird eingescannt und die Bilder können ortsunabhängig beurteilt werden – und zwar am Computerbildschirm und nicht wie bisher unter dem Mikroskop. „Die Vorteile für Patientinnen und Patienten sind eine kürzere OP-Zeit und eine noch sicherere Diagnostik und Tumorentfernung“, erläutert Sarina Müller. Neben der bewährten Tumorchirurgie, der Strahlen- und Chemotherapie setze man in der Krebsbehandlung künftig auch verstärkt auf die personalisierte Immuntherapie – stets in interdisziplinärer Kooperation. Möglich ist dies, weil Prof. Müller die besondere Zusatzqualifikation „Medikamentöse Tumortherapie“ neben „Plastische Operationen“, „Ästhetische Botulinumtoxintherapie“ und „Allergologie“ erworben hat. In enger Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen möchte die neue Klinikdirektorin ihre Patientinnen und Patienten ganzheitlich betreuen, das heißt, auch Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit im Therapieangebot verankern.
Von Paresen über Speichelsteine bis hin zu Hörschädigungen
Auch bei einer Gesichtslähmung (Fazialisparese) können die Erlanger HNO-Expertinnen und -Experten auf modernste Operationstechniken und langjährige Erfahrung bei der Rekonstruktion des Gesichtsnervs zurückgreifen. „Das hat den großen Vorteil, dass Patientinnen und Patienten langfristig von einem besseren Outcome im Hinblick auf Gesichtsmimik, Augenschluss und Ästhetik profitieren“, so Prof. Müller. „Ebenfalls wollen wir im Speicheldrüsenzentrum der Erlanger HNO-Klinik die schonende Entfernung von Speichelsteinen und Tumoren ausbauen und außerdem auch die Komplikationsbehandlung mit Botox vorantreiben. Zu den Komplikationen nach Speicheldrüsentumorentfernungen gehören zum Beispiel eine anhaltende Speichelstauung oder das Geschmacksschwitzen, also Schwitzen im Gesichtsbereich während des Essens“, erklärt die neue Klinikdirektorin. Das Hörzentrum Nordbayern mit dem zertifizierten Cochlear-Implant-Centrum CICERO soll überdies für noch mehr schwerhörige und taube Menschen da sein. Sarina Müller sagt: „Wir bieten eine umfassende CI-Versorgung unter einem Dach mit erfahrenen Operateurinnen und Operateuren, Technikerinnen und Technikern, Psychologinnen und Psychologen sowie Phoniaterinnen und Phoniatern. Das garantiert Patientinnen und Patienten optimale Versorgungsbedingungen.“
Neues Atemwegszentrum und komplettes Spektrum der HNO-Heilkunde
Ganz neu aufgebaut werden soll ein interdisziplinäres Atemwegszentrum für kindliche obere Atemwegserkrankungen, wie Prof. Müller ankündigt: „Wir möchten in Zukunft auch einen Fokus auf Atemwegserkrankungen bei Kindern legen, beispielsweise auf junge Patientinnen und Patienten, bei denen pfeifende Atemgeräusche auftreten oder Teile der Nase verschlossen sind. Dies betrifft besonders Früh- und Neugeborene, aber auch ältere Kinder.“ Sie fährt fort: „Als HNO-Ärztinnen und -Ärzte sind wir im gesamten Kopf- und Halsbereich zu Hause. Deshalb wollen wir auch verstärkt Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenproblemen helfen.“ Auch das Schlaflabor, die Allergieambulanz und alle bestehenden Fachbereiche aus dem gesamten Spektrum der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde würden fortgeführt.
Werdegang von Prof. Müller
Sarina Müller ist die zehnte Klinikleitung der 1889 gegründeten Erlanger HNO-Klinik und Sprecherin des Kopf-Hals-Tumorzentrums des Uniklinikums Erlangen. Die in Kassel geborene HNO-Expertin begann 2013 ihre Facharztausbildung an der Erlanger HNO-Klinik, nachdem sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Medizin- und ein Promotionsstudium mit mehreren Aufenthalten in den USA – u. a. im Boston Children’s Hospital und am Massachusetts Eye and Ear Infirmary, beide Teil der Harvard Medical School, – absolviert hatte. Zuletzt arbeitete die 38-Jährige als geschäftsführende Oberärztin in der Erlanger HNO-Klinik sowie als Koordinatorin des hiesigen Kopf-Hals-Tumorzentrums. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Rhinologie, Immunologie, Onkologie und Laryngologie. Für ihre Forschungsarbeit bekam sie diverse internationale Wissenschaftspreise. Als neue Lehrstuhlinhaberin für das Fachgebiet Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde an der FAU Erlangen-Nürnberg liegt ihr viel an der guten Ausbildung von Studierenden. Deshalb soll im dritten Obergeschoss der HNO-Klinik auch ein Skills Lab eingerichtet werden, in dem Studierende sowie Ärztinnen und Ärzte an Präparaten ausgebildet und trainiert werden können.
Auch außerhalb der Klinik ein Ass
Teamgeist ist Sarina Müller auch außerhalb der Klinik vertraut. Die begeisterte ehemalige Profitennisspielerin wurde 2015 zweifache Weltmeisterin der Ärzte (im Einzel sowie im Team für Deutschland) und Vize-Welteisterin im Doppel und war langjährige Bundesligaspielerin für den MTTC Iphitos München. Heute ist das Tennisspiel für die Mutter einer Tochter neben dem Joggen vor allem Ausgleich zu Arbeit und Familie.
Am 2. Juli 2025 will sich die neue Klinikdirektorin mit dem bewährten HNO-Team ihren externen Kolleginnen und Kollegen in einer Fachveranstaltung vorstellen. Weitere Informationen zum Therapieangebot für Patientinnen und Patienten sowie für Ärztinnen und Ärzte unter: www.hno-klinik.uk-erlangen.de
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sarina Müller
09131 85-33156
hno(at)uk-erlangen.de