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Neue Kraft für schwache Herzen

Neue Kraft für schwache Herzen

Erlanger Wissenschaftler für Forschungsprojekt zur Herzinsuffizienz mit Sonderpreis ausgezeichnet

Patienten mit einer Herzinsuffizienz leiden nicht nur unter ihrer eingeschränkten Lebensqualität, einem hohen Hospitalisierungs- und Sterberisiko, sondern auch unter dem Wissen, dass ihre Erkrankung nicht vollständig heilbar ist. Die Entzündungsvorgänge und Umbauprozesse im Herzmuskel können zwar gestoppt oder zumindest verlangsamt werden, aber die Schäden, die sie in dem Organ bereits angerichtet haben, lassen sich nicht mehr beheben. Das zu ändern, ist das erklärte Ziel von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Erlangen und der FAU Erlangen-Nürnberg. In einem grundlagenwissenschaftlichen Kooperationsprojekt untersuchten Physiologen und Herzchirurgen, wie sie die Umbauprozesse umkehren und dem schwachen Herzen zu neuer Kraft verhelfen können. Für diese wegweisende Forschungsarbeit und die Präsentation der Ergebnisse erhielt PD Dr. Thomas Seidel, Erstautor der Studie, im Rahmen der digitalen 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis des Tagungspräsidenten.

Tagungspräsident Prof. Dr. Robert Cesnjevar, Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, freute sich nach Durchsicht aller E-Poster besonders, den diesjährigen Sonderpreis an einen Erlanger Kollegen vergeben zu dürfen und unterstrich die große Bedeutung der Grundlagenwissenschaft für die Herzmedizin. Tagungssekretär PD Dr. Christian Heim, geschäftsführender Oberarzt der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) des Uni-Klinikums Erlangen, ergänzte: „Die enge Verzahnung zwischen Grundlagenwissenschaft und Klinik ermöglicht einen interdisziplinären Ansatz bei schweren Herzerkrankungen und behält das translationale Hauptziel im Blick, unseren Patienten künftig noch besser helfen zu können.“

An der Studie unter Leitung von Dr. Seidel, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Physiologie (Vegetative Physiologie) von Prof. Dr. Christoph Korbmacher tätig ist, waren neben Erlanger Kollegen auch Forscher aus Bochum und München beteiligt. „Aus Versuchen an einzelnen Herzmuskelzellen wussten wir bereits, dass Glukokortikoide wie Dexamethason die Kontraktionskraft des Herzens erhöhen können. Bisher war es jedoch nicht möglich, diese Effekte auch am menschlichen Herzmuskel zu überprüfen“, erläutert Thomas Seidel. Mithilfe einer neuartigen Technik kann Herzgewebe, das dem Körper im Rahmen einer Transplantation entnommen wurde, jetzt noch mehrere Wochen lang schlagend am Leben erhalten werden. Dank dieses innovativen Verfahrens war es Dr. Seidel und seinem Team möglich, die pharmakologischen Langzeiteffekte am kranken Herzmuskel zu untersuchen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Dexamethason die Kontraktionskraft von durch Herzinsuffizienz vorgeschädigtem menschlichen Herzgewebe innerhalb von ein bis zwei Wochen mehr als verdoppelt“, sagt Thomas Seidel. „Als mögliche Ursache haben wir eine Hochregulation eines Kalziumstroms der Herzmuskelzellen identifiziert.“ Derzeit laufen weitere Versuche, um dieses Ergebnis zu bestätigen und um weitere Effekte zu finden, u. a. ob auch die antientzündlichen Eigenschaften von Dexamethason eine Rolle spielen.

Weitere Informationen:

PD Dr. Thomas Seidel
Telefon: 09131 85-22303
E-Mail: thomas.seidel(at)fau.de