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Warum der Darm so wichtig ist

Warum der Darm so wichtig ist

EU fördert internationale Studie zur Erforschung des Mikrobioms von Tumorpatienten mit knapp 850.000 Euro

Die Darmflora spielt vermutlich eine große Rolle bei Krebserkrankungen und beeinflusst die Wirkung von Immuntherapien z. B. gegen den metastasierten schwarzen Hautkrebs, das sogenannte maligne Melanom. Sowohl das Ansprechen auf eine Therapie als auch das Auftreten von Nebenwirkungen werden von der Zusammensetzung des Darmmikrobioms beeinflusst. Prof. Dr. Lucie Heinzerling, Oberärztin der Hautklinik (Direktorin: Prof. Dr. Carola Berking) des Universitätsklinikums Erlangen, untersucht in Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner diese Zusammenhänge im Rahmen eines großen EU-Konsortiums. Von der Europäischen Union wurden dem Erlanger Forschungsteam dafür Fördergelder in Höhe von knapp 850.000 Euro zugesprochen.

„Es wurde kürzlich gezeigt, dass die Darmflora einen Einfluss auf die Behandlung mit bestimmten Antikörpern hat, die bei der Immuntherapie eingesetzt werden. Wie dieser genau aussieht, wollen wir herausfinden“, erläutert Prof. Heinzerling, die sich seit mehr als zwanzig Jahren mit Immuntherapien beschäftigt. Im Rahmen des EU-Konsortiums sollen neben Betroffenen mit schwarzem Hautkrebs auch Lungen-, Darm- sowie Brustkrebspatientinnen und -patienten untersucht werden. Die Kombination verschiedener Therapien wie Chemo- und Immuntherapie, aber auch der Einfluss der Ernährung werden dabei in acht Ländern analysiert.

Das Konzept der aktuellen Studie basiert auf Untersuchungen der international renommierten Wissenschaftlerin Prof. Dr. Laurence Zitvogel, Dozentin am Pariser Institut Gustave Roussy. Sie hatte gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Mikrobiom im Darm und dem Ansprechen der Patienten auf Immuntherapie gibt. In einer aktuellen Arbeit erforschte sie den Zusammenhang zwischen Chemotherapie, Checkpoint-Inhibitoren und einer verringerten Kalorienzufuhr, die zusammen das Mikrobiom positiv verändern sollen. In klinischen Untersuchungen wurde gezeigt, dass die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren umso wirksamer ist, je vielfältiger die Mikroorganismen der Darmflora sind. Werden dem oder der Betroffenen vor der Behandlung Antibiotika verabreicht, verringert dies die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie auf die Immuntherapie anspricht.

Bessere Verträglichkeit der Behandlung möglich

Weitere klinische Beobachtungen brachten zutage, dass auch die Nebenwirkungen der Immuntherapie vom Mikrobiom des Erkrankten abhängig sind. Dies erschließt sich insbesondere bei den durch die Immuntherapie verursachten Durchfallerkrankungen (Colitiden). „Im Rahmen dieser Studie untersuchen wir Stuhlproben von Patienten unter Immuntherapie über einen längeren Zeitraum hinweg. Wir nehmen auch sogenannte Elitepatienten in den Fokus, die darauf besonders gut ansprechen sowie Betroffene, die mit zellulären Therapien behandelt werden. Ziel ist es, künftig die Prognose und die Verträglichkeit der Therapien durch gezielten Einfluss auf das Darmmikrobiom zu verbessern“, erklärt Prof. Heinzerling. Sie freut sich, dass die Fördergelder es ermöglichen, auch Proben einer von der Stiftung Deutsche Krebshilfe geförderten Studie (PROMIT) detailliert zu untersuchen.

Das Projekt wird mit einer Summe von insgesamt 847.125 Euro durch die EU gefördert und ermöglicht diese Forschungen in Zusammenhang mit den jeweiligen Charakteristika der unterschiedlichen Tumoren. „Die Ergebnisse zu den verschiedenen Tumorerkrankungen werden helfen, auch generelle Schlüsse zum Mikrobiom zu ziehen“, betont Prof. Heinzerling.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Lucie Heinzerling
Telefon: 09131 85-35000
E-Mail: lucie.heinzerling(at)uk-erlangen.de